Ich
stelle mich auf das Mittagessen ein, das vor mir liegt und erwarte
etwas, das mir schmeckt: einen köstlichen Salat, frisches Gemüse und
einen cremigen Quark.
Ich stelle mich auf eine Geburtstagsfeier
ein mit einer fröhlichen Gastgeberin, einem leckeren Essen, einer
angenehmen Hintergrundmusik und lockeren Plaudereien mit netten
Menschen.
Ich stelle mich ein auf einen entspannten Arbeitstag mit
einem guten Maß an sinnvollen Aufgaben, einer kleinen Kaffeepause und
gut gelaunten Arbeitskollegen.
Ich habe Erwartungen an das Leben.
Ich wünsche mir vieles. Dafür bin ich ja auf diese Welt gekommen. Ich
liebe die Fülle und die tollen Möglichkeiten. Ein wenig Paradies könnte
es schon sein und lieber sogar noch ein wenig mehr vom Paradies als der
Durchschnitt.
Doch wie gehe ich dann um mit den Enttäuschungen?
Der Salat war nicht mehr frisch, das Gemüse verkocht, die
Geburtstagsfeier langweilig, der Arbeitstag anstrengend! Wenig Paradies
und mehr Hölle!
Jetzt teilt der mittlealterliche Mystiker und
Theologe Johannes vom Kreuz mit mir seine Erfahrung: "Seit ich mich auf
das Nichts eingestellt habe, fehlt mir nichts." Betörend logisch und
herausfordernd zugleich. Ich kenne die kastilische Landschaft in der der
Mystiker lebte. Karg und öde! Wer als Ordensmensch eh nichts besitzt in
einer armseligen Landschaft mag sich gut arrangieren mit dem "Nichts".
Es
bleibt der Stachel der unerfüllten Erwartungen und Wünsche. Ich
formuliere den Vers des Johannes für mich stimmiger um dann heißt er:
"Seit ich alles willkommen heiße, was Ist und mir entgegenkommt, sind
die Wünsche verschwunden." Mit dieser Haltung fehlt mir auch nichts
mehr.
www.matthias-koenning.de
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