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Freitag, 3. Mai 2024

Tu was du willst, aber nicht weil du musst.

Rahel Varnhagen von Ense wurde gefragt: "Was machen Sie?"  Sie antwortete: "Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen."
"Was machen Sie?" -  "Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen. " Ich habe einmal einen Film über die Yanomami gesehen. Das kam mir so ursprünglich vor. So nah bei sich selbst, bei der Natur und bei den Menschen. So stelle ich mir das Leben im Paradies vor. Das Leben bestimmt von selbst die Themen. Wenn ich Hunger habe esse ich. Wenn ein Mensch da ist bin ich gemeinsam mit ihm. Wenn die Sonne scheint halte ich den Bauch da hin.Wenn ich das wirklich so täte! Ich esse wenn ich keinen Hunger habe und kann mit Menschen nicht gut zusammen sein. Ich schütze mich vor der Sonne wenn sie kommt und sehne sie herbei, wenn sie sich nicht blicken lässt.
"Was machen Sie?" - "Nichts." Ich mache immer etwas. Ich achte darauf, immer alles richtig zu machen. Im richtigen Rhythmus und zur richtigen Zeit. Ich führe dadurch ein anstrengendes Leben. Das Nichts leiste ich mir nicht einmal im Urlaub. Höchstens mal für einen Tag oder für eine Stunde. Frau Varnhagen von Ense lässt das Leben auf sich regnen. Sie setzt sich dem Leben aus. Sie muss da nicht extra was machen. Vielleicht geht sie auf die Straße und dann begegnen ihr schon die Themen. Ein Hund, eine Sonne, ein Hunger, eine Lust! Vielleicht ist es möglich, auch heute in der Zivilisation wie ein Yanomami zu leben. Im Einklang mit sich, mit den Menschen, mit der Natur. Der Regen ist da und ich auch. Einfach zulassen und nichts weiter machen. Darin liegt schon genug Stoff für das Leben.

Wie sähe dein Leben aus, wenn es nichts mehr zu tun gäbe? Dahinter steckt für mich der Gedanke des "Müssens". Mein Leben als einen Ablauf von Zwängen. Eine Sklavenidentität. Jemand befiehlt und ich gehorche. Einem Vorgesetzten oder einer inneren Stimme. Wenn es nichts mehr zu tun gibt, dann hören die Stimmen auf, die da "müssen" rufen. Dann kann ich tun ohne dass ich denke, dass ich was tue. Dann würde mir jemand sagen: "Ständig tust du etwas!" Und du würdest antworten: Wirklich? Kommt es dir so vor? Ich fühle mich völlig tiefenentspannt. So, als hätte ich schon lange nicht mehr etwas getan."


www.matthias-koenning.de

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