Stell
dir ein Puzzle vor mit tausend Teilen. Du gestaltest ein Bild mit einer
Szene im sonnigen Süden. Es handelt sich um ein andalusisches weißes
Dorf an einem blauen und weiten Meer. Im Hintergrund siehst du einen
wunderbaren Sonnenuntergang. Du hast Mühe, die weißen Häuser
auseinanderzuhalten. Es ist knifflig. Die Wasserelemente sehen alle
gleich aus. Du fängst mit dem Rand an, denn du arbeitest ja mit System.
Du hast die Teile farblich sortiert, damit du du deine Arbeit
überschaubar machst. Deine lange Aufmerksamkeit und Konzentration kommt
langsam dem Ende entgegen. Du stellst dir in Gedanken vor, wie du mit
Stolz und Freude auf das Gesamtbild schauen wirst. Es entsteht in deinem
Inneren eine Atmosphäre von Urlaub, Frieden und Wohlbehagen. Du siehst
dich schon selbst im Sommer an einen ähnlichen Ort. Es sind nur noch
wenige Teile übrig. Dann kannst du die übrigen Teile schon zählen. Es
sind nur noch fünf Puzzleteile übrig. Den Ort dafür zu finden ist ganz
leicht, es geht wie von allein. Während der letzten drei Teile siehst du
es deutlich vor dir. Da wird eine Lücke bleiben. Es fehlt ein Teil. Das
Bild wird unvollständig. Du schaust in den Kasten. Der ist leer. Du
schaust unter dem Tisch nach. Da befinden sich nur ein paar Brotkrümel
vom Morgen. Du schaust unter dem Sofa. Vielleicht ist ja beim Auspacken
vor einigen Tagen das fehlende Teil dorthin gefallen. Du schaust im
Keller nach und die Ahnung in dir steigert sich zur Gewissheit. Das
fehlende Teil ist für immer verloren. Es lässt sich nicht finden. Das
Hochgefühl von vor einer Stunde sinkt auf einmal in den Keller. Nichts
ist mehr von der Freude da. Du wirst nie wieder puzzlen. Du siehst den
Abgrund. Die ganze Arbeit war umsonst.
Und
jezt lade ich dich ein, von diesem Traum aufzuwachen. Es war ein Traum,
mehr nicht. Es ist nur ein Stückchen Pappe, mehr nicht. Du hast eine
tolle Arbeit geleistet. Du kannst im Geiste das Puzzle ergänzen. Du
kannst auch angemessen damit umgehen. Ein kleiner Seufer. Ach, wie
schade! Aber was solls.
Im
Leben ist es auch manchmal so. Das fehlende Puzzleteilchen hat manchmal
so viel Macht. Es kann stärker werden als alles, was wir als gelungen
ansehen. Es wird zum Haar in der Suppe, zum fehlenden Sahnehäubchen und
zum nicht vorhandene Tüpfelchen auf dem I.
Geh
doch mit dem fehlenden Puzzleteilchen im Leben mal kreativer um!
Schlüpfe in deiner Phantasie durch die Lückie im Bild und schau, was
sich dahinter verbirgt. Schließe deine Augen und stell dir vor, du bist
mitten in deiner Traumlandschaft und das fehlende Puzzleteilchen ist der
Schlüssel oder der Türöffner.
Und
wenn du immer noch traurig um das fehlende Teilchen bist, hast du die
Möglichkeit, dich in deiner Trauer einzuüben. Das ist auch ganz wichtig.
Trauer spüren, hineinatmen und annehmen.
www.matthias-koenning.de
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