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Dienstag, 20. Juni 2017

Wenn du bei dir selbst ankommst...


Folgenden Vers habe ich gefunden bei Angelus Silesius im „cherubinischen Wandersmann.“
„Mensch, werde wesentlich; denn wenn die Welt vergeht,
so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.“

Es gibt das „Wesen“ und das,  was „dazu fällt“.  Es gibt einen unzerstörbaren Kern, und es gibt die vergängliche Geschichte. Es geht etwas und es bleibt etwas. Jeden Tag fällt uns etwas zu. Ein Mensch kreuzt unseren Weg. Wir sitzen am Frühstückstisch. Wir erledigen die Alltagsgeschäfte. Wir regen uns auf, wir werden erschüttert. Wir geben den „vorübergehenden“ Erlebnissen unendliche Bedeutung. Nicht zuletzt besetzen uns manche Ereignisse so stark, dass wir über Jahre traumatisiert werden.
„Mensch, werde wesentlich!“ Das, was wir erleben soll uns dazu dienen, dass wir daran wachsen und reifen. Häufig bleiben wir jedoch bei den Dingen stehen und nicht beim Wesentlichen.
Als Kind kommst du z.B. zu deiner Mutter und beschwerst dich: „Mama, der Bernd hat mich gehauen!“ Dann hörst du deine Mutter sagen: „Ach du Armer, das hat er bestimmt nicht mit Absicht gemacht.“ „Doch, hat er...!“ Ihr beide setzt diese Szene noch eine Weile miteinander fort. Sogar als Erwachsener rufst du dir das Ereignis in Erinnerung und lässt es wieder lebendig werden bis es sich irgendwann friedlich oder sonst wie auflöst.
Sinnvoll ist es, wenn du dich irgendwann als Erwachsener mit den dahinter verborgenen Themen auseinandersetzt. Wie erlebst du den Umgang mit Macht und mit Gewalt? Wie gehst du um mit Schmerzen, Kränkungen und Ablehnungen? Wer ist dieses „Du“, dass das da gerade erlebt? Wenn du das machst, trägst du etwas dazu bei, wesentlich zu werden.
www.matthias-koenning.de 

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