Folgenden Vers habe ich gefunden bei Angelus Silesius im „cherubinischen Wandersmann.“
„Mensch, werde wesentlich; denn wenn die Welt vergeht,
so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.“
Es gibt das „Wesen“ und das,
was „dazu fällt“. Es gibt einen
unzerstörbaren Kern, und es gibt die vergängliche Geschichte. Es geht etwas und
es bleibt etwas. Jeden Tag fällt uns etwas zu. Ein Mensch kreuzt unseren Weg. Wir sitzen am Frühstückstisch. Wir erledigen die Alltagsgeschäfte. Wir regen
uns auf, wir werden erschüttert. Wir geben den „vorübergehenden“ Erlebnissen
unendliche Bedeutung. Nicht zuletzt besetzen uns manche Ereignisse so stark,
dass wir über Jahre traumatisiert werden.
„Mensch, werde wesentlich!“ Das, was wir erleben soll uns
dazu dienen, dass wir daran wachsen und reifen. Häufig bleiben wir jedoch bei
den Dingen stehen und nicht beim Wesentlichen.
Als Kind kommst du z.B. zu deiner Mutter und beschwerst
dich: „Mama, der Bernd hat mich gehauen!“ Dann hörst du deine Mutter sagen:
„Ach du Armer, das hat er bestimmt nicht mit Absicht gemacht.“ „Doch, hat
er...!“ Ihr beide setzt diese Szene noch eine Weile miteinander fort. Sogar als Erwachsener rufst du dir das Ereignis in Erinnerung und lässt es wieder lebendig werden bis es sich irgendwann friedlich oder
sonst wie auflöst.
Sinnvoll ist es, wenn du dich irgendwann als Erwachsener mit
den dahinter verborgenen Themen auseinandersetzt. Wie erlebst du den Umgang mit
Macht und mit Gewalt? Wie gehst du um mit Schmerzen, Kränkungen und
Ablehnungen? Wer ist dieses „Du“, dass das da gerade erlebt? Wenn du das
machst, trägst du etwas dazu bei, wesentlich zu werden.
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