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Mittwoch, 19. April 2017

Nonnengrüße von der Brücke

Ich fahre von meiner Arbeit nach Hause und sehe auf einer Autbahnbrücke eine Nonne stehen. Sie winkt, was das Zeug hält. Nicht zaghaft und vorsichtig. Sondern so, als wollte sie ihre Lebensfreude hinausschreien. "Ich grüße dich!" "Ich umarme die Welt!" "Mein Herz ist voller Freude!" So oder so ähnlich.
Und ich sitze in meinem Auto und komme von meiner Arbeit. Den ganzen Tag Beratungen. Menschen mit Problemen. Menschen, die nach Lösungen suchen. Und die Nonne steht auf der Brücke und winkt sich die Seele aus dem Leib.
Ich lache und denke, wie absurd doch die Welt ist. Menschen haben Sorgen und diese Nonne winkt, weil sie Freude hat. Und ich sitze im Auto und freue mich auf den Feierabend. Außerdem hoffe ich, dass das Winken der Nonne keinen Unfall verursacht. Sie winkt wirklich heftig!
Und ich sitze im Auto und gluckse so vor mich hin. Diese Nonne in ihrer Tracht. Stellt sich auf die Brücke und winkt. Wie ein kleines Kind. Einfach so. Ohne Scham. Kann sie vielleicht auch in ihrer Tracht, denn es erkennt sie ja niemand. Und sie hat keinen Ehemann, der sich für sie schämt. Oder Kinder, die die Augen verdrehen. Diese Nonne scheint unabhängig zu sein. Sie steht auf der Brücke und winkt und es ist ihr völlig egal, was die Leute denken.
Ich komme zurück zu meinen Menschen aus der Beratung. Ihnen ist es überhaupt nicht egal, was die Leute so denken. Sie sind davon abhängig. Sie wollen es richtig machen und bei mir überprüfen, wie sie etwas noch besser machen können. Und die Nonne steht auf der Brücke und winkt.
"Hallo Nonne! Winke doch mal all meinen Kunden zu, die nach Lösungen suchen. Vielleicht könnten sie von dir lernen, das Leben leichter zu nehmen und aufzuhören, sich für irgendetwas zu schämen."
Wer hat mir wohl diese Nonne geschickt?! Ich sehe immer noch das Bild vor mir und es geht mir nicht aus den Kopf. Jemand, der dir zuwinkt, den vergisst du nicht so schnell!
www.matthias-koenning.de

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