Wenn
du im Sehnsuchtsgefühl wohnst dann geht dein Herz auf die Suche. Es sucht
Nahrung und möchte satt werden. Das Herz spürt hin und schaut sich um, ob es
Zuwendung bekommt. Du kannst dabei merkwürdige Erfahrungen machen. Du gehst in
die Stadt und fragst dich in der Fußgängerzone, warum du eigentlich hier bist.
Vielleicht
hattest du Lust auf einen Bummel oder du wolltest irgendetwas einkaufen. Und
plötzlich verliert sich die Idee. Der Impuls verschwindet.
Dann
hat dein Herz dir vorher ein Signal gesendet. Ein unbestimmtes. „Suche mir
etwas, das mir Freude bereitet.“ Möglicherweise verbringst du viel Zeit mit der
Suche nach Dingen, nach menschlichen Zuwendungen und empfindest es als
Zeitverschwendung. Vielleicht erfüllt dich das Suchen aber auch und du magst es
einfach. Du wohnst in einer großen Unordnung, weil du das Suchen liebst. Dann
behalte es und mach weiter so. Suchen macht dich glücklich. Wenn es dich aber
nervt, dann lade ich dich ein zum
23.
Weniger suchen
Ich
habe drei Jahre in einem Pfarrhaus gelebt mit einem Pfarrer, der permanent auf
der Suche war. Er suchte ein sinnerfülltes Leben. Er entwickelte Ideen von
psychosomatischen Kliniken für spirituelle Menschen. Er stellte sich
Wohngemeinschaften vor mit mehreren Generationen unter einem Dach. Oder auch
einen Planwagen, mit dem er unterwegs sein wollte als Zeichen gegen Besitz- und
Konsumdenken. Eine Frau in der Gemeinde fragte ihn einmal, ob er „es“ immer
noch nicht gefunden hätte. Seine Antwort: „Der Mensch bleibt sein ganzes Leben
lang auf der Suche.“
Bist
du auch Sucherin/Sucher eines Weges? Was oder wen suchst du und was treibt dich
an? Suchst du lediglich verlorene Schlüssel oder verlegtes Geld? Suchst du in
Supermärkten die Produkte, die du haben willst? Oder suchst du Sinn in deinem
Leben? Egal, was du suchst. Wenn du suchst, dann fehlt dir in der Regel etwas.
Dir fehlt der Schlüssel, ein anderer Gegenstand oder sogar der Sinn. Du
befindest dich in einem Mangel. Da gibt es ein Bedürfnis oder eine Lücke. Die
Suche kann deinen Tag völlig bestimmen. Du kannst an nichts anderes mehr
denken. Du suchst, bis du es gefunden hast. Du möchtest auf keinen Fall vorher
aufgeben.
Je
höher deine Sehnsucht ist, desto intensiver der Wunsch, ans Ziel zu gelangen.
Dabei kann sich schnell dein Ärger oder auch deine Trauer immer mehr steigern.
Du wirst im Suchen enger und enger. Du verlierst nach und nach die Freiheit und
wirst zum Sklave deines Suchens. Ich übertreibe vielleicht ein wenig, aber das
Suchen kann dir deine Abhängigkeiten klar machen. Erst, wenn du das Gesuchte
gefunden hast, kannst du loslassen. Dein Suchen kann dich zermürben und dich
blind werden lassen für die vielen anderen Möglichkeiten am Weg. Wie würde dein
Leben aussehen, wenn du weniger suchen würdest. Du müsstest die Gegenstände und
Dinge natürlich loslassen. Du suchst gar nicht erst, wenn du nicht weißt, wo es
ist. Oder du beschränkst zeitlich deine Suche. Du nimmst die Stoppuhr und hörst
nach fünf Minuten auf. Nach fünf Minuten lässt du aber auch im Kopf und im Herzen los. Teste
mal, ob dein Leben dann weitergeht. Und ob du für dein „Problem“ noch andere
Lösungen findest. Vielleicht stellst du fest, dass du doch ein sehr kreativer
Mensch bist.
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