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Freitag, 27. November 2015

Das letzte Teil vom Puzzle


Jetzt im November werden die Tage kürzer, die Nächte länger. Zeit für Spiele am Tisch bei Kerzenlicht am Kamin. Also stell dir jetzt ein Puzzle vor mit tausend Teilen. Du gestaltest ein Bild mit einer Szene im sonnigen Süden. Es handelt sich um ein andalusisches weißes Dorf an einem blauen und weiten Meer. Im Hintergrund siehst du einen wunderbaren Sonnenuntergang. Du hast Mühe, die weißen Häuser auseinanderzuhalten. Es ist knifflig. Die Wasserelemente sehen alle gleich aus. Du fängst mit dem Rand an, denn du arbeitest ja mit System. Du hast die Teile farblich sortiert, damit du du deine Arbeit überschaubar machst. Deine lange Aufmerksamkeit  und Konzentration kommt langsam dem Ende entgegen. Du stellst dir in Gedanken vor, wie du mit Stolz und Freude auf das Gesamtbild schauen wirst. Es entsteht in deinem Inneren eine Atmosphäre von Urlaub, Frieden und Wohlbehagen. Du siehst dich schon selbst im Sommer an einen ähnlichen Ort. Es sind nur noch wenige Teile übrig. Dann kannst du die übrigen Teile schon zählen. Es sind nur noch fünf Puzzleteile übrig. Den Ort dafür zu finden ist ganz leicht, es geht wie von allein. Während der letzten drei Teile siehst du es deutlich vor dir. Da wird eine Lücke bleiben. Es fehlt ein Teil. Das Bild wird unvollständig. Du schaust in den Kasten. Der ist leer. Du schaust unter dem Tisch nach. Da befinden sich nur ein paar Brotkrümel vom Morgen. Du schaust unter dem Sofa. Vielleicht ist ja beim Auspacken vor einigen Tagen das fehlende Teil dorthin gefallen. Du schaust im Keller nach und die Ahnung in dir steigert sich zur Gewissheit. Das fehlende Teil ist für immer verloren. Es lässt sich nicht finden. Das Hochgefühl von vor einer Stunde sinkt auf einmal in den Keller. Nichts ist mehr von der Freude da. Du wirst nie wieder puzzlen. Du siehst den Abgrund. Die ganze Arbeit war umsonst. 
Und jezt lade ich dich ein, von diesem Traum aufzuwachen. Es war ein Traum, mehr nicht. Es ist nur ein Stückchen Pappe, mehr nicht. Du hast eine tolle Arbeit geleistet. Du kannst im Geiste das Puzzle ergänzen. Du kannst auch angemessen damit umgehen. Ein kleiner Seufer. Ach, wie schade! Aber was solls. 
Im Leben ist es auch manchmal so. Das fehlende Puzzleteilchen hat manchmal so viel Macht. Es kann stärker werden als alles, was wir als gelungen ansehen. Es wird zum Haar in der Suppe, zum fehlenden Sahnehäubchen und zum nicht vorhandene Tüpfelchen auf dem I. 
Geh doch mit dem fehlenden Puzzleteilchen im Leben mal kreativer um! Schlüpfe in deiner Phantasie durch die Lückie im Bild und schau, was sich dahinter verbirgt. Schließe deine Augen und stell dir vor, du bist mitten in deiner Traumlandschaft und das fehlende Puzzleteilchen ist der Schlüssel oder der Türöffner. 
Und wenn du immer noch traurig um das fehlende Teilchen bist, hast du die Möglichkeit, dich in deiner Trauer einzuüben. Das ist auch ganz wichtig. Trauer spüren, hineinatmen und annehmen.

www.matthias-koenning.de

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