Einen Tag nach Altweiberkarneval hörte ich in den Nachrichten
am Morgen: Der Karneval verlief ohne größere
Zwischenfälle.
Ein merkwürdiger Satz. In der Regel bestehen Nachrichten doch
aus einem positiven Inhalt. Irgendetwas ist geschehen und nicht:
Irgendetwas
ist nicht geschehen. Man stelle sich vor, in den Nachrichten hieße es:
Angela Merkel ist heute nicht ins Kanzleramt gekommen. Oder: In Norwegen
ist heut nichts nennenswertes passiert. Na und?
Wenn
ich Nachrichten höre möchte ich doch wissen, was geschehen ist und
nicht, was nicht geschehen ist. Außerdem, woher weiß die
Nachrichtenredaktion, dass der Karnevall ohne größere Zwischenfälle
abgelaufen ist. Und wenn, ist das dann positiv und sollen wir alle
erleichtert sein? Gott sei Dank, es ist niemand gestorben! Man hört doch
immer wieder, dass neun Monate nach Karneval die Anzahl der Geburten
sprunghaft ansteigt. Dann kommt eine echte Nachricht in den Medien: "Im
Oktober sind die Geburten sprunghaft angestiegen". Die Zeugung an
Karneval schätze ich als größeren Zwischenfall ein, mit Sicherheit vor
allem für die unmittelbar Betroffenen.
Sucht
der Karnevalist nicht geradezu den Zwischenfall? Man stelle sich den
Straßenkarneval ganz ohne Zwischenfälle vor. Du begegnest niemanden! Dir
fallen keine Kamelle vor die Füße! Dir wird kein Schnaps angeboten! Du
schreist dir kein Helau aus der Seele! Dir fällt kein Hut vom Kopf und
kein Knopf reißt von den schlecht zusammengenähten Kostümhosen ab! Der
Karneval lebt vom Zwischenfall. Du hättest ja sonst nichts zu erzählen
am nächsten Tag, am Aschermittwoch, wenn alles vorbei ist.
Ich
wünsche dir einen Karneval mit vielen schönen und humorvollen
Zwischenfällen. Mögest du genug Erzählstoff sammeln für die Tage der
Fastenzeit. Helau!
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