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Sonntag, 15. Februar 2015

Einen sorgenfreien Karneval!




Der folgende Text entstand im Rahmen unseres Kirchenkabaretts! Mein Beitrag für die karnevalistischen Tage!

Ich bin ein Sorgenmensch. Das sieht man mir zwar nicht an, aber es ist wirklich so.
Ich bin ein richtiger Sorgenmensch. Ich habe zwar keine großen Sorgen, ich habe ja Arbeit und ein Dach über dem Kopf, also keine großen Sorgen; aber manchmal hätte ich lieber große Sorgen, dann hätte ich die vielen kleinen Sorgen nicht. Die würden halt durch die großen überlagert.

Ich mache mir fürchterlich viele Sorgen, z.B. ob die Butter in der Butterdose am nächsten Morgen noch reicht oder ob ich ein anderes Stück bereitlegen soll;
und wenn ich es bereit legen würde hätte ich Sorge, dass es bis zum Morgen vielleicht ranzig werden könnte. Bei kaltem Wetter entfällt diese Sorge, aber bei heißem Wetter wäre sie da, unausweichlich. Bei kaltem Wetter gäbe es da noch die andere Sorge: ist die Butter noch zu hart? Lässt sie sich noch streichen? Ist sie zu hart – wie früh muss ich sie ins Wohnzimmer stellen, damit sie streichfähig wird. Da ist nur noch die Sorge – eine zu weiche Butter mag ich nicht; sie sollte eher kühl sein; so ein Hauch von Kühle und Frische. Diese Sorge kann mich die ganze Nacht beschäftigen.

Wenn es nur die eine Sorge um die Butter wäre, würde es mir ja noch ganz gut gehen.
Aber da ist auch noch der Kaffee. Wie viel Pulver genau tue ich in den Filter?
Was ist, wenn ich das Maß nicht treffe? Koche ich neuen oder trinke ich eher das Schlabberwasser? Wenn ich die Plörre trinke, wie gehe ich dann in den Tag hinein?
Wer muss dann alles unter meiner schlechten Laune leiden? So wird aus einem halben Gramm Kaffee eine riesengroße Sorge.

Oder das mit der Wurst. Ist noch genug Wurst da? Ist auch ja nicht zu viel Wurst da?
Die geschnittene Wurst sieht so schnell unappetitlich aus. Sage ich der Haushälterin, dass sie weniger Wurst kaufen soll? Was wird sie dann denken? Bin ich denn keine gute Haushälterin? Ich kaufe doch sonst auch immer richtig ein! Das macht mir dann auch wieder Sorge; ich könnte sie verärgern. Wenn ich sie verärgere kocht sie nicht mehr so gut. Vielleicht spuckt sie ja ins Essen. Und wenn ich glaube, dass sie ins Essen spuckt, esse ich ihr Essen vielleicht nicht mehr. Ich müsste sie dann entlassen.
Dann machte ich mir Sorge, dass sie keine Arbeit mehr findet, ihr Haus nicht abbezahlen kann, sich von ihrem Mann trennt und in die Obdachlosigkeit landet – nur wegen einer Scheibe Wurst.

Das sind so meine Frühstückssorgen, jedenfalls ein Teil davon. Ich mache mir auch Sorgen beim Treppensteigen. Gehe ich schnell oder langsam. Gehe ich langsam denken die anderen: Ach jeh, ist der schon alt! Gehe ich schnell, habe ich Sorgen, dass ich zu sehr außer Atem gerate. Dann muss ich schwitzen, ich erkälte mich, ich bekomme eine Lungenentzündung, ich sterbe und habe noch kein Testament gemacht.
Also denke ich, bevor ich eine Treppe hochsteige: Mach zuerst dein Testament.

Dann mache ich mir auch Sorgen um meine Hände. Benutze ich beim Treppensteigen mit ihnen das Geländer oder nicht. Rutsche ich daran hoch oder fasse ich immer wieder neu zu. Wenn ich daran hochrutsche mache ich mir Sorgen, es könnte Blasen geben. Die Blasen könnten sich entzünden. Die Entzündung könnte fortschreiten und die Hand müsste amputiert werden und das, wo ich noch nicht einmal ein Testament geschrieben habe. Oder soll ich lieber immer wieder loslassen und zugreifen.
Dann mache ich mir Sorgen, ich könnte beim Loslassen die Treppe herunterfallen. Oder meine Hände leiden unter möglichen Abnutzungserscheinungen. Vorzeitiges Altern, oder Rheuma oder die Gicht. Gott sei Dank steige ich die Treppe immer erst nach dem Frühstück hoch. So kann ich die Sorgen sinnvoll aufteilen.

Ich habe aber auch berufliche Sorgen. Ich habe viele Sorgen um den Messwein.
Zunächst einmal habe ich Sorge, wie viel Wein die Küsterin in das Kännchen schüttet.
Ist es zu wenig, ist es zu viel? Ist es zu viel – was macht sie dann mit dem Rest?
Schüttet sie ihn weg, oder zurück in die Flasche? Verträgt das dann der Wein?
Die Weinkenner sagen, es schadet! Oder kippt sie es in den Ausguss?
Dann mache ich mir Sorgen um den vielen Wein, der im Laufe der Jahre im Ausguss landet. Vielleicht kann man sich ja eines Tages dafür ein Haus kaufen.
Viel mehr Sorgen mache ich mir jedoch beim Einschütten in den Kelch.
Nehme ich viel oder nehme ich wenig. Ich nehme am liebsten nur einen Schluck, keinen zu großen und keinen zu kleinen; nehme ich einen zu großen Schluck habe ich Sorgen, dass ich mich verschlucke; das wäre mir schrecklich peinlich. Ich müsste husten, ich könnte nicht mehr sprechen, ich könnte sogar die Stimme verlieren und müsste meinen Beruf aufgeben und Handwerker werden, wo ich doch zwei linke Hände habe. Nehme ich wenig, dann habe ich die Sorge, es könnte nicht zu einem richtigen Schluck reichen. Ich hätte dann gar nicht das Gefühl, getrunken zu haben. Und wenn ich nicht getrunken habe, hätte ich die Angst zu verdursten. Das geht dann ziemlich schnell. Ich würde verdursten und hätte noch kein Testament gemacht.
Also etwas weniger als ein halbes Schnapsglas voll; ein angenehmer Schluck.
Doch wie kann ich erkennen, wann es zu viel wird. Manchmal denke ich, ich könnte im Kelch eine Markierung einritzen; dann wüsste ich genau wie viel?
Aber ich traue mich nicht; würde ich es tun, dann hätte ich Sorgen es kämen Metallpartikel in den Wein und ich bekäme eine Metallvergiftung. Daran sind schon viele gestorben.
Ich mach mir aber auch Sorgen um den Tropfen Wasser, der in den Wein kommt.
Ab wann ist ein Tropfen ein Tropfen? Wenn der Tropfen zu groß ist – ist das dann nicht schon ein kleiner Schluck? Im Messbuch steht aber nichts von einem Schluck Wasser, der in den Wein kommt.
Im Laufe der Jahre habe ich den Eindruck, ich kriege das irgendwie schon hin.
Wenn da nicht die Sorgen wären um die großen Messdiener und die Kommunionhelfer.
Alle haben einen unterschiedlichen Schluck. Die vorherige Berechnung für den Kelch macht mir große Sorgen: Wie viele werden daraus trinken, wie viel trinkt jeder einzelne.
Die männlichen Messdiener und die Kommunionhelfer nehmen eher einen großen Schluck. Die weiblichen Messdienerinnen und Kommunionhelferinnen nippen eher.
Aber nicht alle weiblichen Wesen nippen und nicht alle männlichen Wesen nehmen einen großen Schluck. Nehme ich dann lieber ein durchschnittliches Mittel? Aber ist es eher ein kleines oder ein großes durchschnittliches Mittel? Das muss ich alles in dem einen Augenblick entscheiden, wo das Messweinkännchen kommt.
Dazu kommt noch die Sorge, ob der Messdiener mit seiner langen Kutte auch oben heil ankommt; ob dann, wenn er fällt noch genügend Wein da ist. Da ist auch die Sorge, ob die Übergabe klappt. Lässt der Messdiener bei mir angekommen das Kännchen fallen oder lasse ich es fallen, bevor ich eingeschüttet habe.
Ich mache mir auch noch Sorgen um die Fliegen, die in den Kelch fallen könnten;
wie viel trinken sie davon, bevor sie ertrinken. Wie groß muss mein Schluck sein, damit ich die Fliege mitschlucken kann. Verschlucke ich mich dann oder, was viel schlimmer ist;  ist an der Fliege etwas Giftiges – eine Bazille von einem anderen Kirchenbesucher? Ich bekomme eine Grippe oder Speiseröhrenkrebs. Ich könnte daran sterben und dabei habe ich immer noch kein Testament gemacht.

Jetzt habe ich Gott sei Dank eine Lösung gefunden: im Internet – ein Angebot aus Amerika. Dort gibt es die Kommunion in hygienisch abgepackten Einzelportionen, 60 Stück an der Zahl;  auch noch romantisch verpackt: "Rememberence, Individual Communion Wafer and Juices Sets – combination in a two-part container."
Vielleicht denken Sie jetzt, ich bin wohl völlig übergeschnappt. Wenn Sie das denken, macht mir das wieder neue Sorgen; darum habe ich Ihnen das Sorglospaket aus Amerika mitgebracht. Nicht für jeden, das wäre auch übertrieben, jetzt kümmere ich mich um die übrigen Sorgen. Ihnen wünsche ich ein sorgenfreies Leben.

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