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Donnerstag, 27. November 2014

Der Sprung über den Schatten

Das sagt sich so leicht: "Spring doch mal über deinen Schatten!" Mach einmal etwas, was du sonst nicht tust. Es entspricht nicht deinen Gewohnheiten. Du schämst dich, wenn du es tätest. Es geht dir gegen den Strich. Es spricht gegen deine Glaubensüberzeugungen.
Du willst z.B. gerecht sein. Gerechtigkeit ist eines deiner höchsten Werte. Wenn du etwas tun müsstest was ungerecht wäre, würdest du es nie machen. Du müsstest da über deinen Schatten springen.
Genau betrachtet funktioniert das eigentlich gar nicht. Kein Mensch kann über seinen Schatten springen. Wenn du springst springt dein Schatten immer mit. Der lässt sich nicht austrixen. Dein Schatten gehört zu dir. Du kannst ihm nicht ausweichen. Du kannst dich wegdrehen und ihn nicht sehen. Aber er bleibt da. Und du weißt es. Schatten haben es an sich, in der Regel nicht gemocht zu werden. Darum führen sie ja auch ein Schattendasein. Der Schatten beinhaltet die Eigenschaften, die wir an uns gar nicht mögen. Wir verleugnen sie sogar. Wir sehen sie beim Gegenüber und regen uns fürchterlich darüber auf. Aber dass diese bestimmte Eigenschaft des anderen auch zu uns gehört würden wir strikt ablehnen. Wir Menschen sind häufig Künstler darin, unseren Schatten so zu verbergen, dass wir ihn selber nicht mehr sehen oder wahrnehmen können.
Aber auch wenn wir ihn nicht sehen, bleibt er uns erhalten und geht jeden Schritt mit uns. Tag und Nacht. Er beeinflusst unser Leben und unsere Entscheidungen. Je mehr wir ihn verleugnen, desto wirksamer setzt er sich in Szene.
Es gibt jedoch eine Möglichkeit, den Schatten zu verändern. Wenn Licht dahin fällt. Wenn Licht auf den Schatten fällt, dann verschwindet er. Das gilt im bildlichen und auch im übertragenen Sinn.
Wenn du Licht auf die Eigenschaften richtest, die du nicht magst und liebevoll damit umzugehen lernst, wird der Schatten immer kürzer. Der lange Schatten verkürzt sich und kommt auf dich zu. In dieser Phase lernst du dein "Geister" und "Gespenster" so richtig kennen.
Bei einem ganz bestimmten Sonnenstand verschwindet der Schatten fast gänzlich. Du lässt zu, dass überall Licht einfallen darf auf deine Schattenseiten. So geht der Prozess der Erleuchtung! Du entscheidest dich für  einen Friedens- und Versöhnungsprozess, den Schatten zu integrieren und als einen Teil deiner selbst anzunehmen.
Leider musst du diese Übungen täglich machen. Solange wir Menschen existieren wird es auch die Neigung zum Schatten geben. Er gehört zu uns dazu. Mal mehr und mal weniger. Wann bist du das letzte mal über deinen Schatten gesprungen und wie ist es dir bekommen? Wie hast du das geschafft?
www.matthias-koenning.de


3 Kommentare:

  1. Das gefällt mir gut,was Sie schreiben.
    Was für Übungen sind das denn, die Sie vorschlagen? :)

    Liebe Grüsse,
    Donika

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  2. Liebe Donika,
    es freut mich, dass Sie mich gefunden haben und nachfragen! Darum antworte ich Ihnen gerne.
    Den Versöhnungsprozess stelle ich mir als Weg vor. Veränderungen geschehen nur, wenn ich sie regelmäßig einübe. Eine dieser Übungen praktiziere ich so:
    Ich begegne einem Menschen, an dem mich etwas stört. Er triggert mich an. Er löst in mir ein Gefühl aus, dass ich eher negativ empfinde. Ich bewerte diesen Menschen dann auf keinen Fall negativ sondern sage mir: "Das bin ja ich!" „Das bin ich“ bedeutet, dass ich im anderen gerade meinem eigenen Schatten begegnet bin.
    Der andere löst in mir einen Ärger aus und ich sage mir, „das bin ich“. Dann spüre ich den Ärger in mir als meinen eigenen Ärger. In der Regel tauchen dann passende Ereignisse und Geschichten aus meinem Leben auf. Ich fühle also den Ärger durch und bin mir selbst freundlich gesonnen. Ich bin wohlwollend mit mir. Ich sehe mein Gegenüber, das mich nervt und sage mir: „Das bin ja ich!“ Ich habe mit diesem Thema auch eine Baustelle. Mein Gegenüber unterbricht mich zum Beispiel ständig und ich finde das blöd. Ich schaue in mir herein und stelle fest, dass ich selbst der Unterbrecher bin. Ich unterbreche auch, ständig. Nicht immer laut, es geht ja auch leise.
    Wenn ich darüber eine Scham empfinde, dann gehe ich liebevoll mit der Scham um. Mit dem Gefühl von Angst und Ärger. Ich höre auf, mich abzulehnen und bejahe mich mit dieser Eigenschaft. Je mehr ich das mache, desto wohlwollender gehe ich mit meinem Schatten um.
    Wenn Sie mögen, empfehle ich Ihnen folgende konkrete Übung. Sie stellen sich alle Menschen vor, von denen sie irgendetwas nicht mögen. Aus der Familie, dem Freundeskreis, der Arbeitswelt und sonstige "Mitmenschen". Erstellen Sie eine Liste der Eigenschaften, die Sie furchtbar finden. Ziehen Sie darunter einen Strich und schreiben: "DAS BIN ICH!" Sie werden feststellen, dass sich da etwas in Ihnen sperren wird. "Nie und nimmer bin ich das." Bleiben Sie trotzdem dabei. Wenn es bei Ihnen Gefühle auslöst, haben Sie damit etwas zu tun.
    Gehen Sie die Eigenschaften durch und überlegen Sie, was ist gut da dran. Was ist die positive Kehrseite. Was ist gut am Nörgeln? Was ist gut am Besserwissen? Damit fangen Sie an, diese Eigenschaften ein wenig liebevoller anzuschauen.
    Nehmen Sie eine dieser Eigenschaften, die Sie nicht mögen und schließen Sie die Augen. Gehen Sie mit Ihrem Bewusstsein in Ihr Herz und nehmen diese Eigenschaft dort mit hinein. Betrachten Sie diese Eigenschaft ganz wohlwollend und bitten sie , sich Ihnen zu zeigen. Nehmen Sie Kontakt damit auf. Fragen Sie, warum sie da ist und was sie von Ihnen möchte. Bedanken Sie sich am Schluss und zeigen Sie Ihren Respekt.
    Ich habe eine Bekannte, die immer alles besser weiß. Es nervte mich schrecklich! Bis ich mit Erschrecken feststellte, dass das eine meiner eigenen Eigenschaften ist. Jetzt arbeite ich mit dieser Erkenntnis immer wieder. Ich erforsche und beleuchte es. Meine "Besserwisserei" hilft mir dabei, mir selber auf die Spur zu kommen.
    Ich hoffe, Sie können etwas mit diesen Gedanken anfangen und ich würde mich freuen, wenn es einen Impuls für Sie gibt. Liebe Grüße von Matthias Könning

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  3. Guten Tag Herr Köninng

    Gerade lese ich Ihre Antwort erneut durch und sie inspiriert mich und passt gerade sehr gut in mein Leben.

    Ist denn wirklich ALLES ein Spiegel?? Es gibt doch auch gewisse Eigenschaften, oder Verhaltensweisen, die negativ sind..nicht?

    Ein Beispiel: Mein Vater hat mir vor kurzem geschrieben, dass meine Schwester, die auf der andern Seite des Globus lebt, schwanger ist. Kurz davor hatte mir meine Schwester geschrieben, dass sie gerne mit mir telefonieren möchte am Abend. Sie wollte mir also offenbar die Nachricht dass sie schwanger ist erzählen, als Überraschung.

    Dadurch war nun de Überraschung.keine mejr.

    Finden Sie das Verhalten von meinem Vater nicht "durch und durch" negativ?😄 Das macht Mann und Frau doch einfach nicht, so etwas weiterzusagen ohne die betreffende Person zu fragen vorher ob sie darf.

    Würde mich sehr für Ihre Meinung interessieren.

    Liebe Grüsse
    Nikita

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