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Dienstag, 25. August 2020

Ferienworte für deine Seele!



Urlaubszeit! Wunderbar! Du packst deine Koffer und fährst in eine Gegend, in der du dich gut erholen kannst. Am Strand liegen, die Weite des Meeres auf sich wirken lassen und dabei selber wieder weit werden. Berge erklimmen, über allem stehen, wieder den Überblick gewinnen und die Aussicht genießen. Im Urlaub umgibst du dich mit einer schönen Landschaft. Da kannst du deine Seele baumeln lassen und dich so richtig erholen. Du umgibst dich zusätzlich noch mit einem schönen Hotel oder einem gemütlichen Zelt oder einer kuscheligen Ferienwohnung. Und bist gerne mit Menschen zusammen, die dich mögen und die du magst. Einmal im Jahr entscheidest du dich für einen Ausflug ins Paradies.
Wenn ich kann, möchte ich gerne etwas dazu beitragen. Umgib dich zusätzlich mit nährenden Worten. Im Alltag hörst du genug verpflichtende Worte. Die innere Stimme spricht fast ununterbrochen vom „Müssen“ und „Sollen“. Diese Stimme appelliert, fordert auf, weist hin und lässt dich nur im Schlaf in Ruhe. Diese Stimme scheint dich selten zu nähren und eher auszusaugen. Und diese Stimme möchte ich gerne mit dir heute in den Blick nehmen. Die Stimme, die dich grübeln lässt. Die so unaufhörlich spricht. Die sich immer meldet, wenn du es gar nicht möchtest.  
Im Urlaub möchtest du diese innere Stimme möglicherweise für ein paar Tage einfrieren und gar nicht erst mitnehmen. Leider hört sie nicht auf dich. Diese innere Stimme begleitet dich im Urlaub in den ersten Tagen mit Sätzen wie: „Das hast du leider vergessen... Du hättest noch den anrufen müssen... Das hast du noch nicht geklärt... Das muss noch warten...“ So liegst du am Strand und stehst auf dem Berg. Du willst einfach nur alles genießen.  Und plötzlich mischt sich die innere Stimme ein.  
Wenn du Glück hast bekommst du auch mal Ruhe. Dazu musst du weit genug vom Alltag der Vergangenheit entfernt sein und zugleich weit genug entfernt von den zukünftigen Sorgen.
Willst du Ruhe haben, dann brauchst du in der Regel drei Wochen. In der ersten Woche hörst du die kritische Stimme, die nach und nach leiser wird. Es folgt hoffentlich eine Woche Pause. Dann meldet sie sich wieder mit den Aufgaben, die auf dich warten, wenn du wieder nach Hause kommst.
Was jedoch machst du, wenn dir nur zwei Wochen zur Verfügung stehen? Oder wenn du so unglaublich gewissenhaft bist? Oder nicht abschalten kannst? Wenn du ein unverbesserlicher Perfektionist bist und gedanklich auch noch im Urlaub arbeitest?
Im Urlaub verlässt du dein gewohntes Umfeld und umgibst dich mit einer alternativen Landschaft und einer unbekannten Wohnung. Du gönnst deinem Körper neue Eindrücke und Erholung vom Stress des Alltags. Das geschieht irgendwie automatisch. Andere Landschaft, verändertes Gefühl. Aber was machst du mit deinen Gedanken und vor allem mit der inneren Stimme? Du steigst in dein Auto ein und nimmst sie einfach mit. Ansonsten hast du alles geplant! Kleidung, Getränke und Pausenbrote! Geld und Papiere.
Nur. Für deine innere Stimme hast du nicht vorgesorgt. Du hast sie vergessen. Aber die innere Stimme lässt sich nicht einfach abstellen. Sie legt sich nicht in dein Bett und wartet, bis du wiederkommst! Sie schreit nicht: „Hurra!“ „Ich bekomme eine Pause von meinem Menschen.“ Sie setzt sich mit ins Auto und fängt nach wenigen Momenten schon an zu nörgeln. „Hast du wirklich alle Blumen gegossen?“ „Die Butter im Kühlschrank wird ranzig sein, wenn du wiederkommst.“ „Wie weit das Ziel auch wieder ist!“ „Du bist viel zu spät losgefahren! Oder zu früh!“ Du kannst dich auf diese innere Stimme verlassen, dass sie sich meldet.
Du hast in deinem Leben bisher etwas total wichtiges einfach nicht im Blick gehabt. Du hast vergessen, gut für diese innere Stimme zu sorgen. Damit ist jetzt Schluss! Du hast es erkannt! Deine innere Stimme, die ewig nörgelt, braucht auch Urlaub. Sie möchte auch mal etwas zur Entspannung.
Schenke dieser inneren Stimme doch in deinem Urlaub nährende Worte. Schenk ihr Worte, mit denen sie sich beschäftigen kann. Deinen Kindern gibst du ja auch Spielzeug, damit die Fahrzeit verkürzt wird. Warum also nicht nährende Worte für deine innere Stimme. Du könntest schöne Worte auf kleine Selbstklebezettel schreiben und im Auto verteilen oder zwischen deine Wäsche oder deinen Geldscheinen. Ich mach mal ein paar Vorschläge und du kannst sie ergänzen oder andere finden. Goldstück, Schatzkästchen, Liebling, Wunderstimmchen, Gedankenvorrat, Sonnenscheinchen, Begleiterlein... Mit diesen oder ähnlichen Worten könntest du deiner inneren Stimme schmeicheln. Du kannst ihr aber auch neue Worte schenken, damit sie etwas zu tun hat. Ich weiß nicht, ob ich diese jetzt schon aufschreiben soll. Es könnte sein, dass deine Stimme sofort schon wieder anfängt zu arbeiten. Die ist nämlich so veranlagt.
Du könntest ihr die Wörter des Jahres 2015 sagen. Aber die finde ich nicht so verheißungsvoll für einen Urlaub. Oder was meinst du zu „Flüchtlinge“, „Grexit“ oder „Flexitarier“? Klingt nicht wie Urlaub, oder?
Die Unwörter der letzten Jahre möchte ich gar nicht erst benennen. Die sind für den Alltag schon unerträglich. Es müssten eher Worte sein, die deine innere Stimme noch nicht kennt. Worte, die zugleich ein Wohlbefinden auslösen, wenn die innere Stimme es hört. Du könntest deinen Lieblingsmenschen damit beauftragen, dir immer wieder einmal nette Worte zu sagen. Ganz überraschend. Einfach so! Mal im Auto oder mal im Supermarkt. So ein Satz wie: „Ich bin gerne mit dir hier zusammen.“ „Du hast so strahlende Augen.“ „Ach wie gut du duftest.“
Ich mache mal ein Beispiel. Du grübelst vielleicht gerade. Sehr typisch, kommt immer wieder vor. Deine innere Stimme macht dir einen Vorwurf. Dann hörst du plötzlich die Worte deines Lieblingsmenschen im Ohr und deine innere Stimme schweigt. Sie ist überrascht. Damit hat sie nicht gerechnet. Sie ist schachmatt gesetzt. Du könntest für deinen Lieblingsmenschen dir auch solche Sätze überlegen. Auch der hat eine innere Stimme, die ihn plagt.
Du würdest dich im Urlaub mit lauter nährenden Sätzen umgeben. Du lässt sie dir schenken und du verschenkst sie. Deine innere Stimme wird sich ganz schön wundern. Es kann sein, dass sie das am Anfang nur schwer ertragen kann. Sie ist diese kritischen und selbstzerstörerischen Gedanken so gewohnt. So gewohnt! Da hörst du auf einmal in deinem Brüten so einen Flüstersatz im Ohr: „Schön, dass ich mit dir hier sein darf! Ich freue mich so!“ Das wird dich umhauen. Von jetzt auf gleich. Ein echtes Urlaubserlebnis für deine innere Stimme.
Jetzt in diesem Augenblick hört sie übrigens zu. Ist dir das bewusst? Ich weiß nicht, ob es ihr angenehm oder eher unangenehm ist. Ich könnte jetzt doch mal einfach mit ihr sprechen. Du, liebe Leserin und lieber Leser, tritt doch mal einen Schritt zurück und werde zum Zuschauer und zur Zuhörerin. Ich spreche jetzt mal mit deiner inneren Stimme.
„Hallo du innere Stimme. Ich kenne dich ziemlich gut. Du bist bestimmt so ähnlich wie meine in mir. Du passt immer so gut auf deinen Menschen auf. Dass der keinen Fehler macht. Dass niemand ihn kritisiert. Dass alles gut läuft. Im richtigen Tempo. Zur richtigen Zeit. Du vergisst nie etwas und gibst keine Ruhe, bis alles richtig ist. Du hast wirklich viel zu tun und ich bin erstaunt, wie du das durchhältst. Wie oft meldest du dich am Tag bei deinem Menschen? Hundert mal? Tausend mal? Und was du nicht alles im Blick hast! Unglaublich! Ich bewundere dich dafür! Ich könnte das nicht. Ich bräuchte immer wieder mal eine Pause.
Aber du, liebe innere Stimme, bist so unermüdlich. Immer siehst du noch etwas, was nicht in Ordnung ist. Du passt wirklich gut auf deinen Menschen auf, nicht wahr? Ohne dich wäre der schon längst gestorben. Als Folge von seiner Unaufmerksamkeit und der fehlerhaften Selbsteinschätzung oder ...
Danke schön dafür! Und ich freue mich, wenn du deine treuen Dienste weiter ausführst. Ohne dich käme dein Mensch gar nicht klar. Darf ich im Urlaub auch mal etwas für dich tun? Allerdings ... du könntest jetzt ein ganz klein wenig Pause machen und ich verwöhne dich. Würde das gehen? Oder bekämst du schnell ein schlechtes Gewissen! Das wäre dann nicht gut. Ich will ja nicht deine Arbeit behindern. Du könntest meine „nährenden“ Worte dann gar nicht richtig genießen.
Also, liebe innere Stimme, du möchtest doch deinem Menschen dienen und für ihn da sein. Das ist deine Bestimmung. Du bist aber auch darauf angewiesen, dass du mit deinem Menschen in einer guten Verbindung lebst. Dass ihr gut miteinander auskommt. Weil ihr ja aneinander gebunden seid. Und ich glaube, dass dein Mensch sich wünscht, dass du dich mit ihm erholst – im Urlaub. Ich spreche nur von den paar Tagen am Meer oder in den Bergen. Du könntest auch mal ein paar Tage dich sammeln und wieder zu Kräften kommen. Deine Stimme würde nach dem Urlaub für deinen Menschen viel freundlicher klingen. Er würde sich nicht sofort über dich ärgern, wenn er deine Stimme wieder hört. Er würde dir dankbar sein, dass du einfach da bist. Du könntest in deinem Urlaub doch auch mal neue Gedanken sammeln. Dich mit Worten umgeben, die dir gut tun. Wie wäre es? Ich lade dich ein! Wie wäre es, wenn du im Urlaub deine terrapeutischen Qualitäten entdecken würdest. Du fragst dich jetzt, was das ist? Ein Terrapeut? „Terra“ kommt von Erde und deine Erde ist der Mensch, in dem du lebst. Als Terrapeut würdest du im Urlaub darauf achten, dass es deinem Menschen mit dir gut geht.  Das hat was mit „Gönnen“ zu tun. Mit Wohlwollen! Mit Freundlichkeit! Also mit Terrapie!
Danke, dass du mir zugehört hast. Ich wünsche dir neue und schöne Urlaubserlebnisse mit Worten, die dich wirklich nähren. Lass es dir gut gehen.“
Danke auch dir, liebe Leserin, lieber Leser, dass ich mal mit deiner inneren Stimme sprechen durfte. Es kann sein, dass du die Qualität deines Urlaubes auf diesem Weg noch ein wenig verbessern kannst. Entweder bestimmt deine innere Stimme dein Leben oder du gestaltest sie nach deinen Vorstellungen und Vorgaben? Wenn du gestalten willst, dann musst du einen Schritt aus dir heraus zurücktreten. Wie gerade eben als ich mit deiner inneren Stimme sprach. Sonst bist du zu nah an dir dran und die innere Stimme bekommt zu viel Macht. Du bewegst dich in ihrem Sog. Aber einen Schritt zurück und es kann sich ganz gut anfühlen. Dann sitzt du z.B. mit deiner inneren Stimme gemeinsam im Auto. Diese sagt wie gewohnt: „Hast du auch die Blume im Bad gegossen?“ Und du antwortest nicht mit einem Schrecken oder einem schlechten Gewissen. Du sagst vielleicht eher: „Danke für deinen Hinweis. Und jetzt darfst du es dir auch bequem machen und tief durchatmen. Zur Abwechslung pass ich mal auf dich auf.“
In diesem Sinne wünsche ich dir eine erholsame Zeit mit vielen nährenden Worten. Und hier ein schönes von Rose Ausländer:
Wir wohnen
Wort an Wort
Sag mir
dein liebstes
Freund
meines heißt
DU

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