Ich schaue oft auf das Außen und mache mich da fest. Wenn mein Arbeitgeber sich verändert, dann geht es mir gut. Wenn das Wetter besser wäre würde ich spazieren gehen. Wenn ich mehr Geld hätte, dann könnte ich mir mehr kaufen und wäre dann glücklicher. Wenn mein Lebenspartner besser zuhören könnte wäre ich mit meiner Ehe zufrieden. Immer muss dann im Außen etwas geschehen.
Stelle dir vor, dass du von dir nach außen hin Fäden knüpfst. Du bist auf der einen Seite und am anderen Ende deines Fadens befindet sich eine "Außenstation". Was dort geschieht kannst du nur schwer beeinflussen. Dort geschieht, was immer geschieht. Du kannst wünschen, bitten, befehlen. Aber am Ende macht der andere Pol deines Fadens das, was dort geschieht.
Das andere Ende des Fadens liegt aber in deiner Hand und in deinem Herzen. Wenn du an dieser Stelle einen Faden loslässt, bist du wieder frei. Dann kann dein Gegenüber machen, was es will. Wenn ich alle Fäden loslasse dann muss ich nichts mehr halten. Nicht mehr ziehen. Keine Kraft mehr vergeuden.
Meister Eckhart geht noch einen Schritt weiter. Er spricht nicht von den "Fäden" im Inneren, die du loslassen sollst, sondern vom Menschen, der zuerst sich selbst lasse. Ich lasse mich los. Mich in meiner Tiefe. Ich gebe mich selber frei. Ich will nichts mehr. Ich halte gar nichts mehr fest. Ich wechsel das Betriebssytem. Mache eine Radikalkur. Ich werde zum Gast auf dieser Erde. Ich darf viel und muss nichts mehr. Ich lasse. Wenn ich also wieder etwas will, und unbedingt will, dann lasse ich als einen ersten Schritt. Ich lasse los, damit ich gar nicht erst festhalte. Ich fange mit dem Festhalten gar nicht erst an. Es macht ja schließlich keinen Sinn. Dann kann das Gewünschte sich ereignen, muss es aber nicht. "Der Mensch lasse zerst sich selbst, dann hat er alles gelassen." Es geht um eine Grundhaltung. Eine Grundhaltung, die grundsätzlich alles verändert. Eine herausfordernde tägliche Übung. Es ist nicht mit einem Beschluss getan. Tägliches Einüben in die Gelassenheit!
www.matthias-koenning.de
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