Dicke
Luft in der Beziehung oder am Arbeitsplatz. Da hat sich was angestaut
an Emotionen. Der Ärger wächst. Frust, Wut, Enttäuschung. Jeder zieht
den Kopf ein. Schnell verstecken!
Bis die Person sich meldet, die
es nicht mehr aushält. Die größte Einsicht hat. An das Gute glaubt. In
den sauren Apfel beißt. Sich als Opfer fühlt. Oder auch als Retter.
Irgendjemand sagt dann das gefürchtete und erlösende Wort: "Wir müssen
reden..."
Dieser Satz bewirkt oft immerhin, dass der Vulkan zum
Ausbruch kommen kann. Es brodelt ja sowieso. Nur zu glauben, dass das
"Reden" wieder Frieden bringt ist eine Illusion. Wer reden "muss" und es
nicht freiwillig macht, wird sich auch nicht öffnen. Wer reden "muss"
weiß ja schon, dass er jetzt ein Gewitter aushalten muss. Es geht nicht
um das Reden an sich sondern darum, dass der andere sein emotionales
Chaos nicht mehr aushält und einen Schuldigen braucht. Wer ist schon
gerne freiwillig ein Mülleimer oder ein Abladeplatz für Frust.
Wenn
dein Reden mehr Frieden in eine Situation hineinbringen soll wäre es
hilfreich, dein Anliegen als Bedürfnis und Wunsch zu äußern. Als eine
Einladung mit der Möglichkeit zum Nein. "Ich fühle mich gerade mit dir
in einer emotionalen Schieflage und würde das gerne mit dir anschauen
und besprechen. Wärest du dazu bereit? Und wann könnten wir das machen?"
Wenn
in Paarkonflikten die Situation gerade vergiftet ist kann auch das
Reden mal nicht sehr hilfreich sein. Mehr Worte führen nicht zu mehr
gegenseitigem Verständnis. "Du hast mich immer noch nicht verstanden.
Wie soll ich dir das denn noch besser erklären." Dann folgt die
vermeintlich bessere Erklärung, die emotional jedoch den Abstand
vergrößert. Alternative? Eine Schweigephase. Ein sich Erinnern, dass ich
mein Gegenüber ja eigentlich ganz gerne habe. Sich auf einer tieferen
Ebene verbinden nach dem Motto: "Auch wenn wir uns nicht verstehen
fühlen wir uns miteinander verbunden." Man kann auch darauf verzichten,
sich gegenseitig verstehen zu wollen. "Ich verstehe dich nicht! Aber das
ist völlig in Ordnung! Ich mag dich jenseits davon."
www.matthias-koenning.de
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