Ich erinnere mich an meine ersten
Erfahrungen mit der Telefonseelsorge. Ich saß am Telefon und war ganz
aufgeregt. Hoffentlich war ich eine gute Hilfe für einen Menschen in Not. Dann
kam die Katastrophe: Es rief ein Mann aus Bayern an und ich verstand kein Wort.
Ich verlor den Kopf und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich versuchte, mir
beim Hören einen Sinnzusammenhang zu erschließen. Dann traute ich mich, ihm zu
sagen, dass ich ihn nicht verstehe. Daraufhin erklärte er mir sein Problem noch
einmal, wieder in tiefstem bayrisch. In meiner Not kam ich auf die Idee, ihn zu
bitten, für einen Norddeutschen etwas hochdeutscher zu reden. Da verstand er
mein Problem und bemühte sich auf bayrisch-hochdeutsch. Ich verstand wieder
nichts.
Während des Anrufs gingen mir tausend
Gedanken durch den Kopf. Du bist nicht geeignet für die Telefonseelsorge! Was
ist, wenn er sich beschwert. Du kannst mit niemandem darüber reden. Du hast
Vorurteile gegen Bayern. Was ist, wenn jetzt alle Anrufer aus Dialektgegenden
anrufen. Was mach ich nur! Gebe ich diese Aufgabe auf?
Ich hatte wirklich den Eindruck zu
straucheln. Diese Erfahrung wird sicher der Eine oder die Andere mit mir
teilen. Auch im Beruf kommt es vor, dass du dich überfordert fühlst. Irgendwann
kommt es zum Blackout. Schüler kennen das von einem Test und Trainer vor einem
hochwichtigen Vortrag.
Es kommt dabei zu bestimmten
Körperphänomenen. Du erstarrst, du wirst steif und du hörst auf zu atmen.
Wenn du strauchelst, weil dir die
Arbeit zu schwer wird, möge die Erde tanzen. Mir gefällt das Bild. Wenn ich
mich versteife könnte die Erde sich bewegen, damit ich wieder in meinen
Rhythmus zurückfinde.
Wenn ich mich schon nicht mehr bewegen
kann, dann bewegt sich die Welt um mich herum dennoch weiter. Die Erde hat
ihren eigenen Tanz, das Leben pulsiert.
Wenn ich demnächst bei einer
Überforderung kopflos werde gehe ich in die Achtsamkeit. Ich spüre den Boden,
der mich trägt. Ich atme tief durch und lasse mich von den Geräuschen und
Stimmen der Umgebung wieder einladen, am Spiel des Lebens teilzunehmen. Die
Erde ist groß genug, für ein ständiges und zuverlässiges Gleichgewicht zu
sorgen.
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