Ich
sehe dieses kleine Mädchen auf einer Postkarte im Meer von Blumen. Es
ist noch deutlich zu erkennen! Die Blumen und Gräser könnten auch so
hoch wachsen, dass das Mädchen darin wirklich untergehen könnte. Kinder
irgendwo zu verlieren ist sicherlich der Schrecken vieler Eltern.
Ich
bleibe hängen am Wort "verlieren". Sich verlieren im Blumenfeld. Ja,
ich kann mich verlieren. Ich bin so voller Arbeit, dass ich mich nicht
mehr spüren kann. Ich bin so voller Gedanken und Grübeleien, dass ich
die Welt um mich herum nicht mehr wahrnehme. Ich kann mich verlieren in
den Anforderungen des Alltags. So, wie ich in einem Wald die
Orientierung verliere, kann ich mich auch im Leben verlieren. Dann
schließe ich für einen Augenblick die Augen und atme tief durch. Ich
suche einen Moment Abstand und halte inne. Wo bin ich? Was möchte ich?
Was kann ich verändern? Wo ist mein Ausgangspunkt? Wo woll ich hin?
Ich
blicke auf die Postkarte und sehe aber nicht ein Mädchen, das sich
verliert. Es wirkt eher versunken. Vertieft in der Natur! Ich kann mcih
also auch anders verlieren. Ich kann mich dem Leben hingeben. Das kann
auch so aussehen, als würde ich mich verlieren. Ich kann mich im
Blumenfeld verlieren, weil ich voller Staunen und Liebe bin. Ich gehe
auf in dem, was ich tue. Bis fast hin zur Selbstauflösung. Aber nur
fast! Eigentlich geht es darum, völlig im Selbst zu sein, wenn ich mich
hingebe. Ich bin ganz ich selbst und gehe zugleich im Anderen auf. Ich
kann mich auf zwei Arten verlieren. Indem ich von mir weg gehe und mich
nicht mehr spüre. Oder indem ich mich hingebe um ganz da zu sein.
Was
verlockt dich zur Hingabe? Wo kannst du dich völlig loslassen ohne
Angst, dich zu verlieren? Wo kannst du dich hingeben um dich ganz zu
finden?
www.matthias-koenning.de
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