Als
Kind konnte ich nicht über einen Bock springen. Mein Turntrainer
meinte, dass ich mehr Anlauf nehmen müsste. Ich schaute den anderen
Kindern zu. Sie standen an ihrem Ausgangspunkt. Gingen in
Schrittstellung. Bewegten sie vor und zurück. Aus der Rückwärtsbewegung
in den Anlauf. So habe ich das wahrgenommen.
So machte ich das
auch. Ich ging in Schrittstellung. Schaukelte vor und zurück. Dann ganz
richtig zurück um in den Anlauf zu finden und rannte los... und stoppte
vor diesem Block abrupt ab. Ich hatte wieder was falsch gemacht. Worauf
kommt es an? Auf den Schritt zurück? Ordentlich Anlauf nehmen? Kann man
auf eines verzichten? Bedeutet der Schritt zurück nicht eine Art
Selbstausbremsung? Oder verlängere ich den Anlauf und bekomme mehr
Speed? Ich habe es nicht herausbekommen. Aber etwas anders fand ich
heraus.
Ich stoppte vor diesem Bock weil ich Angst hatte. Ich
wollte mir nicht weh tun. Wie kommt man über den Bock ohne sich
anzustoßen oder am Ende hinzufallen? Die Frage nach dem Anlauf stellt
sich überhaupt nicht. Die Angst ist das große Thema. Mit vierzig Jahren
bin ich das erste mal über einen Bock gesprungen. Mit Eleganz und völlig
angstfrei! Wow! Was lerne ich daraus fürs Leben?
1. Manchmal lohnt es sich, nach ein paar Jahrzehnten einen neuen Anfang zu machen. Es ist nie zu spät!
2.
Wenn ich am falschen Ende anfange, mein Problem anzupacken, wird es
dafür keine Lösung geben. Ich kaufe ja auch keinen Hammer beim Bäcker.
3.
Angst ist manchmal ein echt lebenseinschränkendes Gefühl. Ganz oft
hilfreich um vor Gefahren zu warnen. Und oft auch eine Behinderung.
4.
Der Bock war die Chance für mich, mich meiner Angst zu stellen. Mein
Job bestand nicht darin, über den Bock zu springen, sondern die Angst zu
bewältigen. Wofür Böcke gut sein können!
www.matthias-koenning.de
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