Ich sitze hier und erwarte das Glück. Warum sollte ich es suchen? Ich weiß nicht einmal, wo ich suchen müsste. Ich wäre die ganze Zeit unterwegs und würde es sowieso nicht finden. Ich sitze hier und erwarte das Glück ohne es zu erwarten. Wenn ich es wirklich erwarten täte wäre es wieder wie suchen. Ich würde ja innerlich Ausschau halten. "Na, Glück, willst du nicht vorbeikommen?" Dann wäre suchen sogar noch besser als erwarten.
Aber ich sitze trotzdem und sage dem Glück, dass ich da bin. Ich muss ja ein Signal senden, dass ich bereit bin und dass ich Zeit habe. Sonst denkt das Glück, dass ich so viel zu tun habe und es gar nicht beachten würde. Ich gebe dem Glück auch keine Zeitfenster vor. Ich sage nicht, dass ich am Tag eine Stunde oder fünf Minuten Zeit hätte. Dann würde das Glück sich ja sehr beschränken müssen. Wenn das Glück nur Ewigkeit kann, dann wären fünf Minuten zu wenig. Dann würde das Glück ja sagen, dass es sich nicht lohnt, mich zu besuchen.
Wenn ich aber dem Glück meinen ganzen Tag zur Verfügung stelle, dann könnte ich ja nichts anderes mehr machen. Ich sitze dann Stunde für Stunde und lasse mich vom Glück finden und währenddessen wartet meine Wohnung darauf, dass ich sie putze. Was mache ich denn jetzt, dass das Glück mich finden kann. Dass es weiß, dass ich bereit bin...
Das Glück ist zu mir gekommen. Es hat sich in mein Herz gesetzt und sich kaputt gelacht über meine seltsamen Gedanken. Es hat gesagt: "Was bist du doch für ein komischer Kerl. Ich bin schon so lange da und du bemerkst mich nicht. Du machst dir Gedanken darüber ob ich komme und dabei bin ich schon lange da. Ich sitze hier in deinem Herzen und winke dir unaufhörlich zu." Ach, so einfach ist das. Ich nehme kurz Kontakt zu meinem Herzen auf und schon ist es da. Ohne äußeren Grund und ohne, dass etwas passiert. Ich sitze hier und bin vergnügt und beobachte, wie mein Verstand einen Grund sucht, warum ich glücklich bin. Er findet einen. Ich habe es warm. Ich habe keine Eile mit irgendetwas, ich sitze bequem. Der Verstand sucht immer einen Grund. Jetzt hat er einen. Und Ich? Ich sitze hier und amüsiere mich über meinen Verstand. Er kann es nicht lassen für mich zu arbeiten und sogar im Glücklichsein denkt er nach. Er weiß ja nicht, dass er damit das Glück vertreibt. Das Glück braucht nämlich gar nichts. Einfach nichts. Es ist so da. Ich teile dieses Geheimnis mit meinem Lächeln.
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