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Mittwoch, 25. September 2024

Alles was uns an anderen missfällt, kann uns zu besserer Selbsterkenntnis führen. (Carl Gustav Jung)

Mir gefällt nicht, wenn jemand schlecht über andere spricht. Ich fühle mich unwohl und da stockt etwas in mir. Da spricht eine Stimme im Hintergrund, die sagt: "Hör auf damit! Das ist nicht in Ordnung. Sprich nicht über andere wenn sie nicht dabei sind." Ich folge dieser Stimme aber nicht immer. Wenn sich viel Ärger in mir angesammelt hat dann wirkt das Lästern wie eine Reinigung. Ich spüle meinen Ärger hoch und werde ihn los. Aber immer verbunden mit einem schlechten Gefühl. So, als ob ich illegal Müll entsorge. Ärger loswerden ist gut, aber der Weg dahin?
Wenn mir ein anderer Mensch missfällt löst das etwas in mir aus. Ein Gefühl, einen Gedanken oder den Wunsch, jetzt unbedingt etwas zu tun. Ich trete in Resonanz. Beim "schlecht reden" trete ich in Resonanz. Bei anderen Themen überhaupt nicht. Manche regen sich auf, wenn sich im Kühlregal des Supermarktes noch abgelaufene Produkte befinden. Da bleibe ich völlig gelassen. Aber wehe, es drängelt sich jemand vor. Damit habe ich ein Thema. Wenn mein Gewissen mich nicht bremsen würde, würde ich mich selbst ständig vordrängeln. Warum nicht? Wenn du dich nicht vordrängelst am Buffet gehst du am Ende vielleicht leer aus. Du ärgerst zwar andere, hast aber auch Vorteile.
Wenn jemand anders sich vordrängelt dann sollst du mal miterleben wie ich mich ärgere. Ich gehe damit in Resonanz. Und das ist gut so! Ich lerne dadurch diese dunklen Seiten in mir kennen und werde damit konfrontiert. Ich spüre: "Ach, das bin ja ich!" Nicht der andere drängelt sich vor, sondern da ist jetzt dieses Ärgergefühl in mir. Es ist mein Thema, was da anschwingt.
Anstatt mich über den anderen zu ärgern und mein Missfallen zum Ausdruck zu bringen kann ich auch mal überprüfen, welches Bedürfnis ich da im Moment habe. Fühle ich mich übergangen? Nicht beachtet? Habe ich gerade vor etwas Angst? Wenn ich dem nachgehe, dann lerne ich mehr über mich kennen. Ich weiß mehr von mir und kann mich dafür entscheiden, diese dunkle Seite in mir zu bejahen.
Vielleicht werde ich mich dann nicht mehr so doll ärgern in Zukunft. Oder ich werde dem anderen gegenüber höflicher und gelassener sein. Oder auch entschieden, aber mit einem befriedeten Herzen. Wenn ich mich weiterentwickeln möchte, dann brauche ich dich. Und dich auch. Und dich auch. Ich brauche dafür ganz viele Menschen. Je mehr mir missfällt, desto mehr Möglichkeiten habe ich zur Vermehrung meiner Selbsterkenntnis. Vielen Dank Herr Jung für diese Erkenntnis.
www.matthias-koenning.de 

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