Heute und in den kommenden Tagen geht es um Sätze aus der tiefsten Seele. Sätze aus dem Abgrund verbunden mit dem Wunsch. Wie komme ich da jetzt raus? Wenn aus quälenden Gedanken wieder quellende und pulsierende Lebensimpulse werden, kann das zu einer österlichen Erfahrung werden.
Mir kommen Menschen in den Sinn, die sich scheinbar in einer
lebenslangen Pechschleife befinden. Wenn sich sonst niemand ansteckt mit einer
Grippe, dieser eine Mensch schafft das ganz bestimmt. Wenn alle das Ziel
finden, diese Person wird sich verlaufen. Allen im Restaurant schmeckt das
Essen und dieser „Pechvogel“ bekommt nicht, was er bestellt hat. Hat vielleicht
auch noch die Geldbörse vergessen. Den Bus verpasst. Auf der Autobahn mit einer
Panne liegengeblieben usw.
„Warum immer ich...“ höre ich dann als Kommentar. Damit
schwingt so eine gewisse Hilflosigkeit und Resignation. Da gibt es zwar so ein
Bemühen, ja auch alles richtig zu machen. Diese Menschen sind oft sehr
sorgfältig und umsichtig in ihren Planungen. Aber zugleich wirken sie so, als
hätten sie einen Aufkleber auf dem steht: „Schicksal, schlage mich! Etwas geht
noch!“ Diese Menschen legen schon bei der Planung ihrer Aktionen einen Keim von
Misslingen und Unglück mit hinein. Fast automatisch kommt das herbeigefürchtete
Pech und sagt wie selbstverständlich: „Da bin ich! Du hast mich gerufen!“
Warum immer ich? Weil du es auf der unbewussten Ebene bestellt
hast? Vielleicht nicht auf dem Bestellzettel, aber auf dem heimlichen
Wunschzettel. Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit bekommt jeder Mensch mal
einen Schlag ab. Irgendwann und irgendwo. Es ist einfach wahrscheinlich, mehr aber
nicht!
Geh doch mal zurück, wann dieser Glaubenssatz entstanden ist
in deiner Biografie. Denn ich halte diesen Satz „Warum immer ich...“ eher für
einen Glaubenssatz als für eine Erfahrung. Du bekommst lediglich die
Bestätigung für deinen Glauben. Und der scheint sehr stark zu sein.
„Warum immer ich...“ – Fragst du wirklich nach dem „Warum“?
Gehst du dem „Warum“ wirklich nach, mit aller Konsequenz? Welche „Weil“ -
Antworten würdest du bekommen? Weil du es verdient hast? Weil du schlecht bist?
Weil du zu dumm bist? Wenn du solche „Weil“ – Antworten in deinem Inneren wahrnimmst,
dann hörst du die Stimme deiner Eltern. Sie haben dich vielleicht nicht wachsen
lassen. Und sie haben dir wenig zugetraut.
„Warum immer ich...?“
Weil es Zeit wird, diese Frage einfach über Bord zu werfen.
Keines dieser drei Wörter stimmt! Weder „warum“ noch „immer“ noch „ich“. Es
wird Zeit, diese alten Klebezettel von der Stirn zu entfernen.
Wie könnte die österliche Umkehrung aussehen? Du beginnst
mit dem Weichspülen. Du hast sehr viel Glück im Leben gehabt. Sonst wärest du
in deiner Pechsträhne bestimmt schon gestorben. Du hattest total viele
glückliche und gelungene Situationen. Wenn du eine Liste machst mit zwei
Rubriken von Glück und Pech und du ganz ehrlich mit dir bist. Wo wirst du mehr
hin schreiben? Du wirst dich an dein Pech besser erinnern, darum wirst du da
mehr finden. Es liegt aber nur an dein Erinnerungsvermögen. Die Tatsache, dass
du lebst, ist ein Hinweis dafür, dass es genug gab, damit du dich am Leben
halten konntest. Das nenne ich doch mal echtes Glück!
Vielleicht magst du diesen Satz mal österlich erweitern:
„Warum nur komme ich aus jeder Krise wieder hervor?!“ „Wie schaffe ich es nur,
in dieser „Charly Chaplin Qualität“ zu leben! Immer zu fallen ist nicht die
Kunst, sondern dieses Aufstehen! Wie habe ich das nur hinbekommen? Jeder andere
wäre längst am Boden liegengeblieben. Aber ich nicht! Ich bin ein „wieder
Aufsteher!“ Das nenne ich mal wirklich eine österliche Qualität.
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