Heute und in den kommenden Tagen geht es um Sätze aus der
tiefsten Seele. Sätze aus dem Abgrund verbunden mit dem Wunsch. Wie komme ich
da jetzt raus? Wenn aus quälenden Gedanken wieder quellende und pulsierende Lebensimpulse
werden, kann das zu einer österlichen Erfahrung werden.
Stell dir vor, dass du ganz in Übereinstimmung bist mit
deinen Zielen. Du hast aus voller Überzeugung und mit ganzem Herzen etwas in
die Tat umgesetzt. Vielleicht hattest du bei deiner Entscheidung ein etwas mulmiges
Gefühl, aber dennoch war es abgewogen und in Ordnung.
Nach dem Tun kommt dann jemand auf dich zu und beschwert
sich über die Auswirkungen. Deine Entscheidung hat bewirkt, dass jemand anders
gekränkt ist oder sich beschädigt fühlt. Es kann sogar sein, dass du sprachlos
bist über die Auswirkungen deiner Entscheidungen. „Das habe ich nicht
gewollt...“ - magst du sagen und denken.
Du hast etwas anderes gewollt. Du musstest eine Entscheidung treffen und bist
jetzt erschrocken, dass du einem Menschen „Schaden“ zugefügt hast. Das ist
nicht nur unangenehm. Du fühlst dich im ersten Moment schuldig. Du machst dir
Vorwürfe, dass du manche Aspekte gar nicht bedacht hast. Du hättest bei etwas
längerem Nachdenken doch eine bessere Entscheidung treffen können.
Ich stelle mir da all die Politiker vor, die ständig
Entscheidungen treffen und die Auswirkungen nicht wirklich bedenken. Oder du
hast dein Kind erzogen nach bestimmten Grundsätzen. Vielleicht waren deine
Eltern total sparsam und du wolltest jetzt deinen Kindern gegenüber großzügig
sein. Du warst es und hast verschwenderische Kinder erzogen, die mit ihrem Geld
nie auskommen und dich ständig anpumpen. „Das hast du nicht gewollt...“ Du wolltest etwas Gutes! Du wolltest zu einer
besseren Welt beitragen in deinem Bereich. Du wolltest vor allem ein gutes
Gefühl haben für das, was du tust. Du wolltest „Ja“ zu deinem Leben sagen. Und
dann kommt alles anders. Es kann sogar sein, dass dein Weltbild dadurch
zusammenbricht. Auch das „hast du nicht gewollt.“
So oft geschehen Dinge, die wir eigentlich nicht wollen. Du
stößt etwas an und das „Etwas“ nimmt seinen von dir unabhängigen Verlauf. Nur
begrenzt kannst du es noch beeinflussen. Jesus hat auch nicht „gewollt“, dass
sein Weg am Kreuz endet. Das hätte auch gut eines seiner letzten Worte gewesen
sein. „Das habe ich nicht gewollt...“ Vielleicht hätte er gewollte, dass auch
seine „Gegner“ sich für einen Weg der Vergebung entschieden hätten. Haben
manche aber nicht gemacht.
Wie gehe ich aber jetzt um mit dem „Das habe ich nicht
gewollt...“?
Mir hilft die Vorstellung, dass das letzte Wort dazu noch
nicht gesprochen ist. Du weißt nicht, ob es am Ende doch zu etwas Gutem führt.
Du bist ein wichtiges Rädchen im Weltgetriebe, weil das wirkt, was du tust. Gott
sei Dank. Sonst wäre alles egal! Aber du bist nur ein relativ kleines Rädchen
in der langen Menschheitsgeschichte. Da gibt es neben dir viele andere Räder,
die auch etwas bewirken. Sie verstärken dich oder arbeiten gegen dich.
Der andere Impuls der mir kommt heißt: Dann übernimm doch
einfach die Verantwortung dafür. Steh zu deiner Entscheidung. Steh zu deinen
Fehlern. Bezahl den Preis und geh den nächsten Schritt. „Das habe ich nicht
gewollt...“ führt schnell in eine Ohnmacht. Wichtig ist es, aus dieser Ohnmacht
herauszukommen. Einen Schritt machen. Fast egal, welchen! „Entschuldigung, kann
ich nach jetzt nach dem Fehlgriff etwas für dich tun?“ „Was brauchst du jetzt,
wo das passiert ist, was ich mit verursacht habe?“ „Kann ich noch eine
Korrektur versuchen?“ Zur Übernahme der Verantwortung gehört auch, die Augen
aufzumachen und einzugestehen, dass alle meine Handlungen etwas bewirken. Wenn
ich Gedanken an den Weltfrieden hege, trage ich etwas zum Frieden bei. Wenn ich meinen Arbeitskollegen gering
schätze, dann trage ich etwas zum schlechten Betriebsklima bei. Es reicht, wenn
ich es denke. Ich muss nicht einmal etwas tun.
Der österlich verändernde Impuls zu „Das habe ich nicht
gewollt...“ heißt für mich: „Ich muss nicht stehen bleiben. Auch damit kann ich
etwas machen. Ich kann eingestehen, Verantwortung übernehmen, Korrekturen
einleiten und das Vertrauen auf einen möglichen positiven Ausweg weiter im Auge
behalten.“
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