Beim
letzten Umzug tauchte ständig die Frage auf: "Brauchst du das noch oder
kann das weg?" Ich habe festgestellt, dass ich viel mehr Dinge nicht
mehr brauche als Dinge, die ich brauche. Mehrere Wagenladungen gingen
weg - ab ins soziale Kaufhaus.
Nach unserem Umzug schaue ich mich
um und muss zugeben, dass ich nicht mutig genug war. Ich konnte mich
nicht von meinen Büchern trennen. Brauchen tue ich sie eigentlich nicht
mehr. Ich entscheide mich in der Regel immer für die neuen noch
ungelesenen Bücher. Davon sind immer genug da, so dass die gelesenen
Bücher im Regal verstauben.
Für die Wohnlichkeit reicht auch eine
schöne Tapete, eine Blume oder ein Bild. Das ist doch ein Gesetz, oder?
Was nicht mehr gebraucht wird kann weg! Kurz vor Mitternacht muss sich
ja auch der Tag verabschieden. Er wird nicht mehr gebraucht. Eine
Sekunde nach Mitternacht ist der vorherige Tag völlig überflüssig. Der
neue Tag ist da und los geht es.
Obwohl - es gibt Tage, da denke
ich schon beim Frühstück, dass ich den Tag nicht möchte. Da liegt so
viel Unangenehmes vor mir. Oder es könnte langweilig oder stressig
werden. Wenn ich den Tag dann ablegen könnte wie ein Kleidungsstück oder
wegwerfen könnte in die Mülltonne - dann könnte ich es mir doch
leichter machen. Kann ich aber nicht! Ich kann den Tag nicht wegmachen.
Unerbittlich sagt er mir: Sekunde für Sekunde!
Ist der Tag also
der Herr über mein Leben und ich bin sein Sklave? Ich glaube nicht. Wenn
ich an die unangenehmen Dinge denke, die heute vor mir liegen, kann ich
meine Einstellung dazu ändern. Wenn ich Angst vor Langeweile habe dann
kann ich mir spannende Ausflüge ausdenken oder in einen Hochseilgarten
gehen. Ich bin mal zum Empfang auf eine Hochzeit gegangen wozu ich nicht
eingeladen war und wo ich niemanden kannte. Das war überhaupt nicht
langweilig!
Braucht den Tag noch jemand ... oder kann der weg?
Auch wenn du ihn nicht mehr brauchst, er kann nicht weg. Selbst wenn er
wollte. Wenn der Tag reden könnte würde er sagen: "Carpe diem!"
www.matthias-koenning.de
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