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Samstag, 11. Juni 2022

Hört man die Worte, ohne die Gedanken zu erfassen, so kann man gerade so gut die entgegengesetzten Worte hören, und es kommt auf dasselbe heraus. Lü Bu We (um 300 - 235 v. Chr)

Mit anderen Worten: Ich verstehe nur Bahnhof. Manchmal höre ich Worte und sie ergeben für mich keinen Sinn. Weil der Text zu kompliziert ist. Zu viele Fremdworte enthält. Oder weil ich gerade müde und erschöpft bin.
Ich habe schon mal Menschen gehört, die zu mir gesprochen haben und ich war so gestrickt, dass ich kein Wort verstehen konnte. Einzelne Wörter schon, aber keinen Zusammenhang. Da rauschten einfach Sätze in mein Ohr und ich konnte sie bei aller Konzentration in keinen Zusammenhang fügen. Dann meldet sich im Inneren eine Stimme die sagt: "Ich verstehe gerade nur Bahnhof. Was ist da los bei mir oder beim anderen." Die Stimme des anderen kann mich in eine solche Trance versetzen, dass ich gar nichts sagen kann. Manchmal kann ich aber auch: "Stopp!" sagen.
Der mir unbekannte chinesische Weise macht mir deutlich dass es Sinn macht, die Worte meines Gegenübers zu verstehen. Sonst kommt alles auf dassselbe heraus. Ein Wortmüll in meinem Kopf. Manchmal jedoch bei einem solchen "Gespräch" kommt doch etwas anderes bei heraus. Ich werde zugetextet und gerate in eine Art Trance. Wenn ich meine Aufmerksamkeit innerhalb der Trance auf mein Gegenüber richte und ich die Frage stelle, was ist unterhalb und jenseits der Worte - dann taucht auf einmal etwas auf. Ein Bild, ein Gefühl, eine Idee. Dann greife ich zu und greife ein. Ich sage das Bild oder mein Gefühl und mein Gegenüber ist überrascht. Ich spreche genau das aus, was er gemeint hat. Ich komme zum Ergebnis: Zuhören wird überbewertet. Hinspüren kann eine wichtige Ergänzung sein.
www.matthias-koenning.de

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