Manchmal stehe ich vor einer Tür und weiß, dass ich da rein müsste. Die Tür führt in ein Geschäft oder zu einem Kunden. Dann stehe ich vor der Tür und bekomme plötzlich Angst. Ich war noch nie da. Was soll ich sagen? Ich weiß ja nicht einmal genau, was ich will. Vielleicht stehe ich peinlich berührt und schweigend da. In eine solche Situation möchte ich auf keinen Fall geraten.
Dann spüre ich, wie die Angst sich mehr und und mehr ausbreitet und ich dann nicht mehr durch die Tür will. Dann tauchen neue Gedanken auf wie: Ich kann auch morgen wiederkommen. Dann weiß ich besser, was ich will. Ich muss ja auch gar nicht unbedingt jetzt hier rein. Ich finde noch eine andere Möglichkeit.
Manchmal stehe ich vor einer Tür und weiß, was gleich kommen wird. Die Gedanken und die Angst und die Entscheidung, doch nicht hereinzugehen. Dann stehe ich vor der Tür und nehme die Abkürzung. Ich mache die Tür einfach auf und gehe hinein. Ich lasse die Gedanken und die Gefühle enfach nicht zu. Ich konzentriere mich auf meine Hand und auf meinen Körper. Ich gehe die Schritte und drücke die Tür. Wie automatisiert betrete ich dann das Geschäft. Ich habe das schon öfter so gemacht und ich bin immer lebendig wieder herausgekommen. Ich stand nie einer Hexe gegenüber, die mich eingesperrt hat. Ich wurde nie beschimpft oder ausgelacht.
Manchmal stehe ich vor einer Tür und muss da gar nicht rein. Ich weiß, jetzt kommen wieder die Angstgedanken und die Entscheidung, nicht hineinzugehen. Dann sage ich mir: Och, jetzt erst recht. Ich habe da nichts verloren. Darum muss ich da jetzt rein! So bin ich mal in einer Galerie gelandet. Ich stand dort ganz allein mit dem Galleristen und den Bildern. Ich stand dort mit meiner Verwirrung und damit, dass ich gar nicht wusste, was ich da sollte. "Ich wollte einfach nur mal schauen!" "Alles klar! Gerne! Schauen Sie sich um. Wenn Sie mich brauchen, dann melden Sie sich einfach." Mehr ist nicht passiert. Die Bilder interessierten mich gar nicht. Trotzdem bin ich herumgelaufen und habe Bildbetrachter gespielt.
Wenn ich vor einer Tür stehe kann ich mich entscheiden. Gehe ich rein oder gehe ich weiter. Beim Leben an sich ist das anders. Es fordert mich auf, teilzunehmen. Ich muss durch eine Tür durch. Die erst Tür war der Geburtkanal meiner Mutter. Da musste ich auf jeden Fall durch. Ich kenne Menschen, die anschließend im Grunde eingepackt haben. Geburtskanal Abenteuer reicht für das ganze Leben. Die zweite Hürde ist nur noch der Tod. Du musst auch wieder raus durch die nächste Tür. Das leben kannst du beschränken auf zwei Türen: Rein und wieder raus!
Das Leben ist wie eine Tür: Du musst da durch. Stimmt! Und alle, die wir hier sind, haben es schon geschafft. Wir sind durch die eine Tür im Leben gelandet. Und jetzt kann ich was draus machen oder auf die zweite Tür warten.
Und? Was machst du in der Zwischenzeit, bevor sich für dich die zweite Tür öffnet? Kostest du das Leben aus?
www.matthias-koenning.de
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