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Donnerstag, 22. November 2018

Die Kunst, den Atem zu überlisten


Im Rahmen meiner Klangtranceausbildung habe ich gelernt, das Didgeridoo zu spielen. Einen Ton zu erzeugen auf dem Instrument der australischen Ureinwohner ist nicht so schwer. Wenn es aber darum geht, einen Dauerton zu erzeugen, der quasi nie mehr aufhört, dann muss das Gehirn überlistet werden.
Dein Geist und dein Körper sagen dir: du kannst nur entweder einatmen oder ausatmen. Beides zusammen geht nicht! Du kannst nicht zugleich einatmen und ausatmen. Immer schön im Wechsel! Und du kannst nur so viel Luft ausatmen, wie du eingeatmet hast. Von der ersten Stunde deines Lebens an befolgst du diese Regel. Niemand hat dir dieses Gesetz beigebracht. Du bist auf die Welt gekommen und hast ein- und wieder ausgeatmet.
Wenn du dir jetzt wieder das Didgeridoo vorstellst. Du holst Atem und bläst in das Rohr hinein. Dann hast du ausgeatmet und atmest wieder ein. Während du einatmest muss dein Instrument ja logischerweise stoppen. Es braucht deinen Ausatem zum Ton erzeugen. Dein Gehirn weiß das ja von Geburt an. Dein ganzer Körper ist darauf eingerichtet. Und dennoch ist es möglich, einen Dauerton zu erzeugen, der nicht mehr aufhört. Du atmest ein und spielst in das Didgeridoo. Du behältst dir aber ein kleines Reservoir im Mund. Während du dieses Reservoir hinausbläst, eben nicht aus der Lunge, sondern aus der Reserve, kannst du einen tiefen Atemzug nehmen und die eingeatmete Luft dem Reservoir zufügen. Im Prinzip spielst du ständig auf Reserve. Immer auf kontinuierlichen Nachschub.
Wenn du dein System einmal überlistet hast, dann geht es wie von selbst. Aber der Weg dahin ist von besonderer Qualität. Es gibt Übungen dafür mit Strohalm und Luftballon, wie du deine Glaubenssätze überwinden kannst. Dein Gehirn muss es zulassen können und dein Atemsystem muss sich darauf einlassen. Die Trainingsmethoden haben mir persönlich leider wenig geholfen.
Ich habe mir vorgestellt, dass ich in der australischen Wüste im Kreis der Ureinwohner sitze und mit allen dort gemeinsam das Didgeridoo spiele. Irgendwann war ich ganz aus dem Kopf. Ich hörte auf zu denken und zu konstruieren. Ich wurde zum Didgeridoo und die Ureinwohner nahmen mich mit. Dieses Erlebnis war äußerst eindrucksvoll.
Zugleich ergibt sich für mich daraus eine Art Lebensweisheit. Im Leben folgen wir häufig den Gesetzen der Logik und der Erfahrung. Ein Apfel fällt immer vom Baum. Es folgt den Gesetzen der Schwerkraft. Wenn die Sonne scheint ist es hell und wenn sie verschwindet ist es dunkel. Eins und eins ist zwei. Jeder Mensch hat einen biologischen Vater und eine biologische Mutter.
Manche Vorstellungen und "Logiken" sind so in unsere Zellen eingebrannt, dass wir nichts anderes für vorstellbar halten. Schade! Mein Didge sagt mir: Du kannst im Geist nach Australien reisen und dort lernen, wie du mich spielen kannst. Mit meinem Bewusstsein kann ich dich jetzt in diesem Augenblick besuchen und dir Frieden für deine Seele wünschen. Wer die Kunst lernt, den Atem zu überlisten, erfährt einen "Aha"-Effekt. Das Leben ist überraschend! Es folgt allen Gesetzen und setzt sie zugleich außer Kraft.
www.matthias-koenning.de

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