Du hast dir die Finger verbrannt? Du bist tief enttäuscht? Du bist so enttäuscht, dass das „Nie wieder...“ auf die Welt kam? Es kam in deine Welt. Nie wieder möchtest du dir die Finger verbrennen. Nie wieder darf dich jemand so verletzen! Nie wieder wirst du vertrauen! Nie wieder wirst du dein Herz öffnen!
Ich war vor vielen Jahren in Indien und habe dort meinen
Urlaub verbracht. In der letzten Woche bekam ich eine starke Infektion und
verbrachte nach der Reise drei Wochen in einer Klinik. Meine Haut bestand nur
noch auch schmerzenden Eiterblasen. Nie wieder wollte ich nach Indien reisen.
Allein der Gedanke daran verursachte mir
Ekel, Angst und Abwehr. Viele Jahre konnte ich auch hier kein indisches
Restaurant besuchen. Nie wieder wollte ich etwas mit diesem Land zu tun haben,
das mich gefühlt an den Rand des Todes gebracht hatte.
Darum kann ich das „nie wieder...“ gut nachvollziehen. Der
Schmerz muss nur tief genug sitzen. Das „Nie wieder...“ folgt einem tiefen und
eindrucksvollen Erlebnis. Bei mir führte es zu der Folge, dass ich nie wieder
nach Indien wollte. Ich war auch nie wieder in Indien. Aber immerhin habe ich
meine Phobie bezüglich eines indischen Restaurants überwunden. Manchmal lasse
ich mich überreden und kann dort sitzen und essen. Der Ekel, die Angst und die
Abwehr machen sich bemerkbar und behindern mich, aber nicht mehr so, dass ich völlig
blockiert werde. Ich kann mich begrenzt auf Indien einlassen. Mein „Nie
wieder...“ bröckelt seit einiger Zeit.
Nie wieder lieben? Nie wieder eine Freundschaft? Nie wieder
einem Menschen vertrauen? Dann kannst du gleich mit dem Leben aufhören, oder? Wenn
du für alle Lebensbereiche ein „Nie wieder...“ aussprichst kannst du dir gleich
einen Sarg bestellen. Nie wieder leben!
Wie könnte eine Umkehrung aussehen? Vielleicht
musst du nur ein wenig von dem „Nie“ zurücknehmen. Etwa so: „Im Augenblick, zur
Zeit kann ich nicht vertrauen. Ich trage noch die schlechten Erfahrungen in
mir. Vielleicht sieht meine Welt morgen aber schon ein wenig heller aus. Jetzt
gerade mag ich nicht mehr.“ Wenn du so denkst machst du deutlich, dass du
gerade ein schlimmes Erlebnis hattest, aber du machst daraus kein Drama oder
sprichst ein Todesurteil. Du behältst dir selber die Freiheit vor, morgen
anders zu denken. Heute nicht mehr aber morgen vielleicht!
Du weichst dein „Nie wieder...“ auf, weil es für dich einen
höheren Wert gibt. Die Liebe darf noch eine Chance bekommen. Das Vertrauen ist
auf die Dauer heilsamer für dich und führt dich in eine höhere Kohärenz als die
Enttäuschung und das Misstrauen. Anderenfalls müsstest du ständig dein „Nie
wieder...“ bedienen. Deine Körperhaltung wäre voller Abwehr und Widerstand.
Deine Umwelt würde denken: „Mit diesem Menschen ist es echt schwer auszuhalten.
Ständig diese negativen Sätze, diese feindliche Ausstrahlung.“ Und du bekämest
daraufhin deine fortwährende Bestätigung: „Habe ich doch gewusst, dass ich
nicht vertrauen oder lieben darf. Ich werde nur enttäuscht.“
Dein neuer Gedanke könnte also lauten „Immer wieder gebe ich
der Liebe und dem Leben eine Chance. Niemand wird es schaffen, mich ganz aus
dem Vertrauen herauszuwerfen. Ich komme wieder, auch wenn ich enttäuscht bin.
Ich gönne mir eine Auszeit und pflege meine Wunden. Und dann bin ich wieder da!
So oft ich kann...“
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