Ich musste einmal einen Vortrag im Kindergarten halten über
religiöse Erziehung im Kleinkindalter und habe dafür viele Bücher gelesen. Ich
habe mich hineingewühlt in Religionspädagogik und kindgerechter Gebetspraxis.
Ich habe Ideen gesammelt für einen spirituellen und zugleich modernen Weg,
heute als Familie religiös zu leben. Gemalte Folien gehörten selbstverständlich
dazu und ein Hand out für die Teilnehmer.
Nach fünf Minuten schon wurde ich unterbrochen durch einen
Vater, der endlich seine ganzen Enttäuschungen über die Kirche abladen konnte.
Das war das Einfallstor für einen Abend voller
Kirchenkritik.
Dabei hatte ich mich so bemüht, ein anderes Bild von Kirche
abzugeben. Ich hatte so viel vorbereitet und so gute Ideen. Ich hatte mich auf
alle Eltern gefreut und gehofft, ihnen hilfreiche Ideen an die Hand geben zu
können. All meine Mühe war vergebens. So lautete die Quintessenz des Abends.
„Ich habe mich so bemüht...“ Wie oft kommt es vor, dass du
dir wirklich ganz viel Mühe gegeben hast. Du hattest ein Rezept ausgesucht und
dementsprechend eingekauft. Du hattest dich hingestellt, liebevoll vorbereitet
und gekocht. Dir hatte es selbst geschmeckt und du warst stolz auf deine Leistung.
Dann sitzt deine Familie beim Essen und du tischst auf. Dein wunderbares
Gericht! Alle probieren und - verziehen die Gesichter zur Ekelgrimmasse. Sie
wollen deine Kochexperimente nicht! Lieber Pizza und Pommes. Du hast ihnen
keinen Gefallen getan. Dabei hast du dir solche Mühe gegeben!
„Ich habe mich so bemüht...“ Oft geht es darum, dass uns eine
Arbeit Zeit und Energie gekostet hat. Wir haben echt investiert, so wie es ein
gutes Unternehmen macht zur Verbesserung der Produktpalette. Und dann dieses
Enttäuschung. Es ist mir nicht gelungen oder es wird nicht gewürdigt.
Erinnerst du dich an Kommentare deiner Lehrer aus
Kindertagen? „Er hat sich sehr viel Mühe gegeben!“ Du hast nicht gehört, wie
fleißig du warst, sondern dass du es einfach nicht drauf hast. Du bist zu blöd!
„Ich habe mich so bemüht...“ das kratzt an dein Selbstwertgefühl. Da musst du
echt stark sein und zu dir stehen können.
Wie könnte ein anderer Blickwinkel lauten? Bei dem Satz
„Ich habe mich so bemüht...“ folgt ja ein gedachtes „Aber“. Das „Aber“ bringt
die Einschränkung und die Vernichtung der Bemühungen. Dieses „Aber“ denkst du
mit und machst dich damit klein. „Ich habe mich so bemüht, aber es hat nicht
geklappt. Aber ich war nicht gut genug. Aber die anderen haben mich nicht
gesehen.“ - Streiche diese
„Aber-Gedanken“ aus deinem Bewusstsein.
Vielleicht kannst du auch das Wort Mühe streichen. „Ja, ich
habe alles gegeben!“ Du hast ganz viel Energie von dir hineingegeben. Auch wenn
niemand anders das würdigt, so kannst du es selber würdigen. Du kannst dich
selbst anerkennen für deine Leistung und Hingabe. Du tust es zunächst einmal
für dich! Wenn die anderen das toll finden, auch gut! Vielleicht könnte dein neuer Satz heißen: „Ja, ich habe alles gegeben und freue mich über
mein Werk!“
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