Stell
dir vor, jemand bittet dich um etwas und du erfüllst diese Bitte. So
weit so gut. Oder auch nicht. Ich möchte mit dir heute einmal diesen
eigenartigen Zwischenraum betrachten, der zwischen dem Aussprechen der
Bitte und deren Erfüllung liegt.
Also noch einmal. Ein Freund
bittet dich zum Beispiel: "Kannst du mir ein Paket Kaffee mitbringen
wenn du kommst?" Dann steht diese Bitte in deinem inneren Raum.
Vielleicht antwortest du spontan "Ja", weil du eh noch genug Vorräte im
Schrank hast oder weil du sowieso an einem entsprechenden Geschäft
vorbeikommst. Es ist für dich nicht mit Umständen verbunden so dass du
die Bitte einfach erfüllst. Es kann aber auch sein, dass du keine
Vorräte hast, eigentlich auch keine Zeit oder keine Lust. Dennoch kaufst
du den Kaffee ein, weil du diesen Freund nicht enttäuschen möchtest
oder weil du nicht nein sagen kannst, oder oder oder ...
Wenn du
also eigentlich diese Bitte nicht erfüllen willst und es dennoch tust
übergehst du etwas in dir. Du übergehst deine innere Stimme, die
protestiert und ein "Nein" erwägt. Es kann leicht geschehen, dass du
dann nicht mehr mit dir selbst in Übereinstimmung lebst und
fremdgesteuert wirst. Daraus folgt dann auch ein Gefühl der
Unzufriedenheit. Du gehst vielleicht mit einer gequälten Freundlichkeit
zu deinem Freund und lieferst dort den Kaffee ab. Du kannst die
Zweisamkeit nicht genießen, weil dein Inneres mit dir im Groll liegt und
schmollt.
Im Zwischenraum von Bitte und Erfüllung bist du nicht
aufmerksam gewesen und musst jetzt mit den Folgen leben. Bei einem Paket
Kaffee mag das nicht so tragisch sein, aber wenn es um sehr große
Bitten oder andere Wünsche geht spielt das eine große Rolle. Darum
glaube ich, dass es wichtig ist, diesen Zwischenraum sorgfältig zu
bedenken und den inneren Prozess zu gestalten.
1. Höre die Bitte mit dem Bauch, dem Herzen und dem Verstand.
2. Bewege es in deinem Inneren. Möchte ich das? Kann ich es? Gibt es Widerstände? Für wen ist es gut?
3.
Triff eine Entscheidung. Wenn du ein klares "Nein" oder "Ja" hörst und
umsetzt, übernimmst du Verantwortung für dein Handeln und hast keinen
Grund, weiter innerlich zu grollen.
4. Gib dein Einverständnis. Atme ein und tief aus und sage noch einmal "Ja" zu deiner Entscheidung, egal wie sie ausfällt.
Ich
möchte auf diesen vierten Schritt heute mein Augenmerk legen. Sein
Einverständnis geben ist mehr als sich zu entscheiden. Beim Entscheiden
wählst du zwischen den Möglichkeiten und setzt dann eine Möglichkeit um.
Aber ob du wirklich innerlich ein ganzes "Ja" dazu sagst ist damit noch
nicht grundgelegt. Probier einmal folgendes aus. Erinnere dich an die
letzte Bitte, die jemand an dich gerichtet hat. Dann atme tief ein und
im Ausatmen sagst du mit der Tiefe des Herzens und des Verstandes:
"Einverstanden!" Was spürst du dabei?
Nach meiner Erfahrung setzt
dieser Schritt eine Energie frei, die dich mit größerer Leichtigkeit
Bitten erfüllen oder nicht erfüllen lässt. Beim "Einverstehen" nimmst du
das Verständnis in dich hinein. Du verstehst und stehst zu dem, was du
tust. Du gibst neben dem äußeren "Ja" auch dein inneres "Ja". Du
entwickelst ein Verständnis für dich, das sich wie Wärme und Wohlwollen
anfühlt. Du vollziehst den inneren Weg der notwendigen Schritte, um in
Übereinstimmung mit dir zu bleiben, zu kommen und zu sein.
Vielleicht
denkst du, dass es nicht immer möglich ist, im Gespräch diese vier
Schritte zu machen. Wenn du einmal genauer darüber nachdenkst wirst du
feststellen, dass du das immer schon gemacht hast im Bruchteil einer
Sekunde. Es fehlte vielleicht manchmal die Bewusstheit dafür. Sich
dieser vier Schritte bewusst zu werden gleicht einer spirituellen
alltäglichen Praxis. Höre, bewege, entscheide dich.. Dann atme tief ein
und sage im Ausatmen "Einverstanden". Dazu gehört für mich auch, dass du
zum "Nein" sagen einverstanden sagst. Es geht nicht darum, dass du
einverstanden bist, die Bitte eines anderen zu erfüllen. es geht darum,
dass deiner Entscheidung das Einverständnis gibst. Erst, wenn du einen
Vertrag unterschreibst, bekommt er Gültigkeit und Kraft.
Warum
verbinde ich es mit dem Atem? Nun, im Ausatmen lässt du ja deinen Atem
wieder los. Du gehst nicht in eine Anspannung sondern in die Entspannung
und in die Lösung. Die gefühlte Lösung bringt dir zugleich
Erleichterung mit. Du hast dich entschieden, es muss nicht mehr in
deinem Kopf herumwandern, so wird es im Loslassen leichter in deinem
Kopf. Übe dich im "Einverständnis". Du kannst dich auch einfach
hinsetzen und einen Baum anschauen. "Einverstanden!" Du kannst dir deine
Beziehungen anschauen und sagen: "Einverstanden!" Vielleicht wirst du
aber da schon einen Unterschied merken ob du zu einem Sommerbaum "Ja"
sagst und ob deine "hakeligen" Beziehungen auch ein solches "Ja"
bekommen. Gibt es Widerstände? Spürst du ein unangenehmes Gefühl? Kommt
da ein Mangel oder ein Schmerz? Das macht nichts, wenn ein Schmerz
kommt, dann kannst du mit dem Schmerz "einverstanden" sein. Und wenn du
mit dem Schmerz nicht einverstanden sein kannst, dann kannst du
"Einverstanden" sein mit deinem "Unverständnis". Es wird immer eine
Einladung im Raum stehen, mit dem du in ein "Einverständnis" gehen
kannst.
Diese "Einverständnis" - Übung, wie ich sie einmal nennen
möchte könnte zu einem wichtigen Bestandteil deines inneren
Friedensprozesses werden.
1. Im Einatmen nimmst du alle Anliegen in dich auf.
2. Am Ende des Einatmens hältst du für nur einen Augenblick inne und bewegst das, was da ist.
3. Im Ausatmen lässt du los und sagst: "Einverstanden."
www.matthias-koenning.de
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