Wir besitzen eine Zuckerdose von "Blond Amsterdam"
mit dem Bild einer Torte und den Worten "bla bla bla". Erinnerungen
steigen in mir auf.
Ich sitze draußen gemütlich mit der Familie
vor einem Café. Wir plaudern über dieses und das. Nichts Weltbewegendes.
Wer ist gestorben? Wer hat sich gerade wo etwas gekauft? Wer ist krank
und wieder gesund? Da taucht vor meinem inneren Auge die Zuckerdose von
"Blond Amsterdam" auf: Bla, bla, bla.
So ist das doch oft im
Leben, nicht wahr? Du machst Konversation. Smalltalk. Bla bla bla -
Gespräche. Es geht um nichts. Trotzdem führst du solche Gespräche - am
Frühstückstisch, im Café, während der Autofahrt und in den Pausen am
Arbeitsplatz. Bla, bla, bla...
Ich lese diese Worte auf dieser
Zuckerdose. Regt sich bei dir gerade ein Widerstand? Ein Protest? Nach
dem Motto: "Ich führe auch oft solche Gespräche, aber die sind auch
wichtig. Es ist wichtig, über das Leben, die Ereignisse und die Gefühle
zu sprechen. Sich austauschen und auf dem Laufenden sein!"
Ich
lese wieder die Worte auf der Zuckerdose: Bla, bla, bla. Zuerst habe ich
auch die Entwertung gelesen. Da verurteilt jemand die Haltung von
lockeren Gesprächen bei einer Tasse Kaffee. Doch schnell legt sich mein
eigener innerer Widerstand und ich bekomme eine Zustimmung. Bei "Bla bla
bla" Gesprächen geht es nicht in erster Linie um den Inhalt, sondern um
die Herstellung von Verbindung. Ich mache Beziehungsarbeit. Ich pflege
Kontakte. Ich vergewissere mich, dass meine Familie mich noch mag und
dass ich mich auf Freundin und Freund verlassen kann. Hauptsache reden,
was auch immer. Und zwischendurch sich freundlich anschauen. Einen
Augenblick schweigen. Sich zunicken und die Bestätigung bekommen: "Ja,
ich bin dir immer noch gut. Unsere Beziehung hält!" Um das zu erreichen
benötigst du mindestens ein Pfund "bla, bla, bla" - oder so viel Zucker,
wie in diese Dose passt.
www.matthias-koenning.de
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