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Donnerstag, 1. Juni 2017

Mein innerer Lehrer


In mir wohnt auch der innere Lehrer. Auch ihn habe ich erst spät entdeckt. Ich hatte im Außen wie wohl jeder von euch gute und weniger gute Lehrerinnen und Lehrer. Sie haben aber insgesamt mein Bild von einem Lehrer geprägt. Da gab es solche Aspekte wie: Ich bin dumm und er ist schlau! Wenn er mir etwas beibringt, werde ich schlauer. Wenn ich also etwas lernen möchte um nicht mehr dumm zu sein, dann höre auf deinen Lehrer. Denn er ist schließlich nicht dumm, sondern weiß viel. Er war an einer Universität und hat viele kluge Bücher gelesen. Sonst wäre er kein Lehrer. Nur der, der viel weiß, kann andere unterrichten.
Irgendwann hatte ich durchschaut, dass viele Lehrer über viele Dinge nichts oder nur sehr wenig wissen. Und dass sie manchmal nur etwa mehr wissen als ihre Schüler. Und dass sich oft nur besserwisserisch sind. Recht haben wollen - und das mit Nachdruck. Vor allem aber haben mich die äußeren Lehrer daran gehindert auf die innere Entdeckungsreise zu gehen. Daran tragen sie aber keine Schuld. Sie haben mit meiner Situation nichts zu tun. Ich kam einfach nie auf die Idee, mal nach innen zu schauen und meinen eigenen inneren Lehrer wahrzunehmen.
Mein innerer Lehrer ist ständig daran interessiert, mein Wissen zu erweitern. Er gibt mir tolle Bücher in die Hand. Er führt mich mit Menschen zusammen, die mir wichtige Sachen sagen, die ich in keinem Buch finde. Mein innerer Lehrer weiß sofort, ob etwas wichtig oder unwichtig ist. Meiner sagt mir zum Beispiel: "Diese Gebrauchsanweisung musst du gar nicht lesen. Sie ist für dich unverständlich. Suche jemanden, der das für dich übersetzt." Das spart mir Zeit und ich muss mich nicht sinnlos in einen Text vertiefen, der nicht für mein Aufnahmesystem entwickelt wurde. Ich gehe mit meinem inneren Lehrer in eine Buchhandlung und er führt mich zielsicher zu einem Regal mit für mich interessanten Büchern.
Stell dir vor, dass du dich weiterentwickeln möchtest in einem bestimmten Bereich. Nehmen wir einmal an es ist Quantenphysik. Du bist aber physikalisch ziemlich unbegabt oder unwissend. Dennoch bist du interessiert an dem Thema, weil viele darüber sprechen. Wie kommst du nun an die Informationen entsprechend deines Wissensstandes? Frage deinen inneren Lehrer! Er hat den direkten Zugang zu deinen Kanälen. Er weiß, welche Sprache du brauchst. Ob und welche Bilder dir helfen. Ob du eher Geschichten brauchst oder abstrakte Gedanken. Dein innerer Lehrer kennt deine innere Bibliothek und weiß, welche Regale du noch füllen könntest, damit du dich mit deiner Persönlichkeit weiterentwickeln kannst.
Mein innerer Lehrer hat mir einmal einen interessanten Vorschlag gemacht. Er meinte ich würde zu sehr auf die Objekte achten und nicht auf die Vorgänge. Ich habe lange gebraucht, diesen eigenartigen Gedanken nachzuvollziehen. Er meinte damit Folgendes. Ich sehe einen Baum und fixiere mich auf diesen Baum. Auf die Äste und Blätter. Auf die Umgebung. Ich nehme das Ganze und jedes Detail wahr. Ich fühle mich auch hinein. Ich gehe mit meiner ganzen Aufmerksamkeit hin zu diesem Baum.  Ich bin bezogen auf das Objekt. Jetzt meinte mein innerer Lehrer aber, ich solle mich auf die Vorgänge konzentrieren. So nehme ich jetzt wahr, dass ich ein Sehender bin. Dass ich ein Höhrender bin, ein Fühlender oder ein Wahrnehmender bin. Ich nehme das Sehen das Baumes wahr. Wenn ich das Sehen selbst wahrnehme verschwindet der Baum in den Hintergrund. Ich sehe ihn immer noch, aber ich lege den Fokus meiner Aufmerksamkeit auf den Vorgang des Sehens. Ich beobachte, wie ich sehe.
Du denkst vielleicht, dass das egal ist. Ist es aber nicht. Wenn du dich von den Objekten abwendest hin zu den Vorgängen deiner Handlungen, verändert sich etwas in dir, das ich nur schwer beschreiben kann. Es entsteht ein sich vertiefendes Verständnis und eine höherer Qualität der Verbindung. Ich komme in einen veränderten Bewusstseinszustand und nehme anders wahr.
Mein innerer Lehrer wollte mir damit beibringen, wie er selbst dem Geheimnis der Dinge auf den Grund geht. Wenn ich auf die Vorgänge wie "das Sehen" oder "das Hören" achte, kann ich keine Inhalte mehr erzählen. Du befindest dich dann in einem Raum der Sprachlosigkeit. Ein Lehrer ist aber angewiesen auf Inhalte. Die will er ja vermitteln. Aber eigentlich sollte ein Lehrer dir beibringen, wie du zu Wissen kommst und nicht, was du wissen sollst. Wenn du weißt, wie du zu Wissen kommst, kannst du viel tiefer kommen und erlebst dich wie ein Surfer auf dem Meer des Wissens.
Was ich jetzt geschrieben habe kommt übrigens von meinem inneren Lehrer. Kannst du es nachvollziehen? Kennst du es vielleicht sogar ähnlich von dir?
www.matthias-koenning.de

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