Schau der Furcht in die Augen und sie wird zwinkern. (aus Russland)
Wovor
fürchtest du dich? Vor Spinnen, vor Enge, vor Menschen, vor Kritik, vor
Arbeitslosigkeit, vor Armut? Die meisten Menschen haben vor irgendetwas
Furcht. Wobei für mich da im Moment kein großer Unterschied besteht
zwischen Furcht und Angst. Die Angst ist das Grundgefühl und die Furcht
bezieht sich auf etwas Reales.
Hinzu kommt in der Regel oft die
Angst davor, dass die Angst auftaucht, sozusagen eine Potenzierung
dieses Gefühles. Die Furcht erscheint uns wie ein Gespenst, dem wir aus
dem Weg gehen. Es wirkt bedrohlich und unsere Angst kann ins
Unermessliche wachsen. Sie kann sogar lebensbedrohlich werden. Hinter
den meisten Ängsten steckt die Frage nach dem Tod. Die Spinne kann
beißen und ich werde vergiftet. In der Enge schnürt es mir die Luft ab
und ich werde sterben. Ich werde arbeitslos, habe kein Geld mehr und
muss verhungern. Menschen können mir Gewalt antun und mich töten.
Das
Entscheidende dabei ist: Alles findet in meiner Phantasie statt. Ich
entwickle Bilder davon. Nur selten ist die Bedrohung real. Wenn meine
Furcht "nur" ein Gespenst ist, dann kann ich es mir doch einmal
anschauen. Wenn du deiner Angst in die Augen schaust, was geschieht
dann? Das russische Weisheitswort meint: Sie wird zwinkern! Als Kinder
haben wir uns im Umgang mit dem Schrecken eingeübt. Wir haben uns
versteckt und die Erwachsenen haben uns gesucht. Wenn sie uns gefunden
haben, dann haben sie "Buh" gemacht, wie ein Gespenst. Als Kinder haben
wir das Erschrecken gespielt und vor Furcht gejuchzt. "Schau der Furcht
in die Augen und sie wird zwinkern." In der Beratung lade ich oft ein,
in die Angst hineinzugehen, sie anzuschauen, sich mit ihr vertraut zu
machen. Das "Zwinkern" siehst du erst, wenn du dich vertraut gemacht
hast, wenn du dich traust, genau hinzuschauen.
Mir erzählte eine
Freundin von der Erfahrung im Hochseilgarten. Da gab es einen Abschnitt,
da musste man springen. Sie musste die Angst vor dem Abgrund
überwinden. Ihr half die Einstellung: "Ich springe und wenn ich sterbe
dann wars das eben. Mein Leben war schön!"
Leider gibt es keine
dauerhafte Befriedung der Angst. Sie kommt auf einem anderen Weg wieder
zu dir. Sie bleibt ein Teil von dir solange du lebst, eben so lange du
lebst.
www.matthias-koenning.de
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