Nicht dafür!
War doch selbstverständlich!
War doch nur eine Kleinigkeit!
Eine Hand wäscht die andere!
Wofür?
Lass gut sein!
Hätte ich auch für dich gemacht!
Du musst mir nicht danken!
Ist schon in Ordnung!
Mach keine große Sache daraus!
Gerne!
Diese Sätze sind dir
bestimmt geläufig, oder? Wie reagierst du in der Regel, wenn sich jemand bei
dir bedankt? Welchen Satz bevorzugst du?
Oder gehörst du vielleicht
zu denen, die geschickt Situationen vermeiden, in denen man sich bedanken müsste? Darum tust du im Vorfeld alles für
deine Unabhängigkeit. Du kannst alles, kaufst dir alles vom eigenen Geld und
kannst dir inzwischen alles leisten und brauchst niemanden mehr zu fragen! Beim
Wort „Danken“ schwingt eine Fülle von nicht immer angenehmen Ge-„danken“ mit.
Zugleich ist der Oktober mit
den Erntefesten dem Danken gewidmet. Mit dem Danken verbindet jeder so seine
eigene manchmal auch traumatische Kindheitsgeschichte. Ich erinnere mich ungern
an frühere Besuche der Verwandtschaft. Die Tante brachte uns fünf Kindern eine
Tafel Schokolade mit. Meine Gedanken fingen sofort an zu kreisen. Diese
Schokolade mag keiner von uns! Und außerdem - wie soll man 24 Stücke auf fünf
Kinder verteilen? Wer verzichtet heute? Während ich mit diesen Überlegungen
beschäftigt war, kam garantiert von den Eltern der Erziehungs- und Killerspruch:
„Und?! Was sagt man, wenn man etwas geschenkt bekommt?!“ Ohne weiteres Nachdenken
kam der Dank dann pro forma und anerzogen.
Doch der Dank ist kein Wort
und entsteht nicht im Kopf. Der Dank kommt aus dem Herzen. Zum Danke sagen
gehört unbedingt das dazugehörige Empfinden. Sonst wirkt der Dank schal und
gezwungen.
Ich möchte mit dir noch
einen Schritt weitergehen. Wenn du etwas von jemandem bekommst, entsteht
schnell der Eindruck, dass du damit etwas schuldest, etwas wieder gutmachen und
etwas zurückgeben musst. Nicht umsonst entstehen so die Kreisläufe von Besuchen
und Gegenbesuchen, von Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken im Modus: Da komm
ich nie wieder raus! Auch die Wirtschaft arbeitet mit diesen Gesetzen. Am
Käsestand darfst du ein Stück Käse probieren (geschenkt!). Dafür kaufst du dann
zum Ausgleich irgendetwas ein. Die Eltern schenken dir das Leben und du musst
im Laufe der Zeit für den Ausgleich sorgen, indem du im Alter für sie sorgst.
Wenn du „Danke“ sagst,
dann nimmst du von jemandem etwas als unverdientes Geschenk an, das dir bislang
nicht gehörte. Quasi automatisch entsteht in dir das Gefühl: Ich muss es wieder
gut machen. Ich muss für den Ausgleich sorgen. Ich bringe mich in eine Schuld.
Dieses Gefühl möchte ich auf jeden Fall verhindern. Ich reduziere es auf ein
Minimum, dass mir jemand etwas schenkt. Lieber schenke ich selber und sorge
dafür, dass andere mir etwas schuldig sind.
Vielleicht findest du
meine Gedanken geschraubt und du gehörst eher zu den Menschen, die sich ganz einfach
nur freuen. Du gehörst zu denen, die gerne etwas annehmen und verschenken. Du
machst das alles ohne Hintergedanken oder Befürchtungen. Herzlichen Glückwunsch!
Du bist schon an der Schwelle des Paradieses angekommen!
Ich glaube, dass wir
Menschen uns immer im Kreislauf befinden von „Geben“ und „Nehmen“. Wir können
es gar nicht verhindern. Niemand ist eine Insel und kann für sich allein
existieren. Es wäre gut, wenn wir das „Geben und Nehmen“ herauskatapultieren
aus dem Schuldgedankenkreislauf. Stattdessen möchte ich dich einladen, es auf
die Beziehungsebene zu heben. Du beschenkst mich und ich
beschenke dich als Ausdruck unserer Verbindung und als Bekräftigung unserer
Freundschaft.
Zugleich ist es hilfreich,
sich vorzustellen, dass wir als Menschen alle
ausnahmslos abhängig sind. Wir brauchten Eltern, um auf diese Welt zu
gelangen. Wir benötigen Nahrungsmittel, Wärme und Zuwendung. Wir sind durch und
durch bedürftig, mal mehr, mal weniger. Erkenne es und stehe dazu! Gott sei
Dank sind wir in unserer Bedürftigkeit an eine unerschöpfliche und geschenkte
Quelle angebunden, die wir Gott nennen. Sein Geschenk des Lebens ist der Ausdruck
seiner Liebe. Im Psalm 100 wird dies deutlich.
Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde! /
Dient dem Herrn mit Freude! Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!
Erkennt: Der Herr allein
ist Gott. / Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die
Herde seiner Weide.
Tretet mit Dank durch
seine Tore ein! / Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels! Dankt ihm,
preist seinen Namen!
Denn der Herr ist gütig, /
ewig währt seine Huld, von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.
Nicht
zuletzt geht es darum, in das Mitschwingen mit der gesamten Schöpfung zu gelangen.
Wenn dein Herz schwingt im Glücksgefühl, wenn dein Körper tanzt, wenn deine
Seele „Ja!“ jubiliert, dann ist das die „gelebte Dankbarkeit“ jenseits von
jedem moralischen Druck des Danke sagen müssen.
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