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Dienstag, 24. Januar 2017

Hier sehen Sie den Menschen, der für Ihr Leben verantwortlich ist!

Wer ist für mein Leben verantwortlich?
Meine Eltern, denn die haben dafür gesorgt, dass es mich gibt.
Meine Lehrer, denn die haben dafür gesorgt, dass ich etwas lernen konnte.
Meine Pfarrer, denn die haben sich darum gekümmert, dass ich die Religion bekam.
Mein Arbeitgeber, denn er muss dafür sorgen, dass ich jeden Monat mein Gehalt bekomme.
Mein Arzt, der ist zuständig, dass ich gesund bleibe oder wenigstens gesund werde.

Meine Eltern tragen die Verantwortung, meine Lehrer, Ärzte, die Polizei, das Gericht, die Regierung, der Papst.
Wenn die alle ihre Verantwortung ordentlich warhnehmen würden, dann würde es mir prächtig gehen. Mir geht es schlecht, weil alle versagt haben. Ich könnte eine lange Liste des Versagens schreiben. Anschließend würde ich mich zurücklehnen und vorwurfsvoll in die Runde schauen: "Da seht ihr nun, was ihr angerichtet habt. Jetzt seht mal zu, wie ihr das wieder hinbekommt. Vorher stehe ich hier nicht auf!"
Ich bin ein armes Opfer. Ein Opfer meiner Eltern. Ein Opfer meiner Ärzte. Ein Opfer meiner Pfarrer. Darum bin ich so verkorkst. Aus mir konnte nur dieses Wrack werden, das jetzt diese Zeilen schreibt.
STOPP!
Ich gehe auf die Toilette und sehe einen Zettel am Spiegel hängen. "Hier sehen Sie den Mensche, der für Ihr Leben verantwortlich ist!" Ich protestiere! "Ich bin verantwortlich? Ich? Nicht meine Eltern und das ganze Gefolge?" Unerbittlich hängt dort der Zettel und sagt mir, dass ich in den Spiegel schauen soll. "Du trägst die Verantwortung für dein Leben!"
Ja, es gibt Vorgaben. Die Eltern geben etwas vor, die Lehrer, die Ärzte und die ganze Liste der Menschen, die etwas zu meinem Leben beigetragen haben. Und dann kommt der Denkfehler. Ich denke dann: "Aha, das ist das Ergebnis. So bin ich jetzt und in Ewigkeit."
Ich denke um. Ich schaue in den Spiegel und nehme wahr, was ich alles im Leben erlebt habe. Und dann komme ich! Ich mache etwas mit dem Material, das vor dem Spiegel steht. Ich kann mich dazu verhalten. Ich kann etwas gut oder schlecht finden. Ich kann meinen Eltern danken oder mich davon distanzieren. Ich kann zur Arbeit gehen oder wegbleiben. Ich kann mich verhalten zu dem, was ich da im Spiegel sehe. Ich stehe also vor dem Spiegel und übernehme die Verantwortung für den Menschen, den ich dort sehe. Es ist mein Leben und nicht das Leben meiner Eltern oder meiner Lehrer oder meiner Pfarrer. Die Liste meiner "Förderer" und "Behinderer" existiert zwar. Aber ich mache etwas damit - oder auch nicht.
Ich gehe auf die Toilette und lasse dort etwas los. Den Müll und die einschränkenden Bilder und Vorstellungen. Ich wasche meine Hände und übernehme die Verantwortung. In Ordnung! Jetzt bin ich dran!
www.matthias-koenning.de

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