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Freitag, 9. Dezember 2016
Herzputz im Advent: 9. Weniger nehmen
Wenn das Herz die Nöte in der Welt sieht, was würde es wohl sagen? Es würde sich berühren lassen und hätte denWunsch, diese Nöte abzustellen. Das Herz ist mit allem, was ist, verbunden. Der Verstand würde vielleicht sagen: "Das ist nun mal so. Dafür gibt es gute Gründe." Aber das Herz wäre nicht zufrieden.
Herzputz im Advent heißt, immer tiefer hinzulauschen auf diese Stimme, die so mitfühlend ist. Und vor allem geht es darum, sich berühren zu lassen. Es zuzulassen. Heute geht es um
9. Weniger nehmen
Wenn du das hörst, was kommt dir da im Sinn? Ich wollte erst gar nichts darüber schreiben. Das klingt so moralisch. "Sei nicht so gierig". "Es muss für alle reichen!" Ich stelle mir ein Hochzeitsbuffet vor. Eine Stimme in mir sagt: "Packe den Teller voll. Es wird toll schmecken und es ist genug da." Eine andere Stimme in mir sagt aber: "Nimm nicht so viel! Deine Figur! Was denken wohl die anderen! Es muss für alle reichen!" Auf dem Teller landet dann eine Mischung von beiden Stimmen. Genug um satt zu werden aber zu wenig für das absolute Freudegefühl.
Ich wandere aber mal hin zu meiner Gier. Vielleicht kann ich nicht genug bekommen. Ich bin jenseits dessen, was ich wirklich brauche. Ich habe Vorräte gesammelt, die ich nie aufbrauchen werde. Ein Prozent der Menschheit besitzt neunundneunzig Prozent der Ressourcen. Und sie wollen immer noch mehr. Was sagen uns wohl die Länder des Südens wenn sie unsere vollen Tische sehen und ihre eigenen leeren? "Gebt uns etwas ab?" Oder kommt eher die Klage: "Ihr nehmt euch zu viel von den Reichtümern der Erde?"
Wenn ich gierig bin, dann fühle ich mich eigentlich im Mangel. Ich muss unbedingt diesen Mangel ausgleichen. Es ist so, als ob ich vor dem Ertrinken so viel Luft schnappe, wie es nur geht. Ich müsste dem Mangelgefühl und den Mangelgedanken auf die Spur kommen. Ich wurde als Kind nicht genug geliebt. Ich fühle mich unterversorgt. Ich lebe den Glaubenssatz: "Nur wenn ich mir selber nehme, kann ich überleben. Die Zuwendung der anderen ist unsicher. Da bleibt nicht genug bei mir hängen. Und sterben möchte ich nicht."
Also, bevor du stirbst versorgst du dich lieber ordentlich mit den Gütern der Welt. Du nimmst dir so viel, dass garantiert nie etwas geschehen wird bis zum Ende deines Lebens. Deine Angst aber wird immer wieder Lücken der Versorgung finden. Sie wird nicht aufhören bis du die Augen zumachst. Weniger nehmen ist die Einübung darin, anders mit einem möglichen Mangelgedanken umzugehen. Dahinter steckt der veränderte Glaubenssatz: "Es ist genug für alle da. Auch für mich. Ich vertraue!" Umgesetzt für das Büffet: "Ich werde satt werden. Das Hochzeitspaar wird dafür sorgen. Der Festwirt und auch die übrigen Gäste. Ich bin ja schließlich eingeladen und alle geben ihren Beitrag zu einem schönen Fest."
www.matthias-koenning.de
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