Manchmal sehe ich eine neue technische Erfindung und es
kommt der Gedanke: „Das will ich haben.“ Ich sehe Kinder im Supermarkt an der
Kasse und höre immer wieder: „Mama, darf ich.“ Ich sehe die genervten Mütter,
die ablehnen und sich dafür entschuldigen. Oder auch mal sehr genervt sind.
Manchmal also sehe ich etwas und mein erster Impuls heißt:
Das will ich haben. Wenn ich es mir nicht kaufe und ein paar Tage abwarte mache
ich eine neue Erfahrung. Der Reiz ist zurückgegangen. Manchmal wundere ich
mich, dass ich es gar nicht mehr haben will. Wie eine Welle schwillt es an und
ebbt wieder ab. Ich darf nicht am Anfang der Welle kaufen. Lieber ein paar
Wellen laufen lassen und dann neu entscheiden.
Etwas haben zu wollen ist wie die Erfüllung eines
Versprechens. Das Herz mag das Haben. Aber nur auf den ersten Blick. Das Herz
ist angebunden an Ewigkeit und an Fülle. Es ist verführerisch, aber nur unter
bestimmten Umständen. Beim Herzputz im Advent lade ich dich wieder ein.
15 Weniger haben
Ich sehe etwas und möchte es haben. Ein elektronisches
Gerät. Ein Stück Kuchen. Ein Auto. Was auch immer. Ich sehe es und ich will es
haben. Wenn ich es ein paar Tage nicht mehr haben will – wie kann das sein?
Meine Idee dazu. Du kannst etwas nur haben wollen wenn es ein Bedürfnis in dir
anspricht. Wenn du satt bist, kann dich nichts verführen.
Du hast Hunger und ein Bedürfnis nach Essen. Klar bist du
dann verführbar für Kuchen und/oder Pizza. Je nach Hunger und Verlangen. Wenn
du die Freiheit liebst bist du
ansprechbar für ein Auto, mit dem du in rasender Geschwindigkeit die ganze Welt
bereisen kannst. Wenn du keine
Bedürfnisse hast, kann die Werbung an dir nichts verdienen.
Wenn du deine Bedürfnisse ständig befrieden möchtest, sobald
du einen Mangel spürst, musst du immer ein „Kaufhaus“ in deiner Nähe haben. Du
wirst zum Junkie. Du musst ständig haben, damit deine Bedürfnisse gestillt
werden. Wenn du den Gedanken zulässt, weniger zu haben könnte eine kleine Lücke
entstehen. Eine Lücke deiner Bedürfnisse. Du könntest herausfinden, ob es etwas
gibt, dass dich viel zufriedener macht.
Du könntest bei deinem Hunger nach Freiheit eben kein Auto
kaufen, sondern tiefer fragen: „Wer oder was kann meinen Hunger nach Freiheit
stillen?“ Vielleicht kommst du dabei vom Auto hin zum Flugzeug. Und vom
Flugzeug zur Rakete. Und von der Rakete hin zu.... Du wirst also weniger haben
und dennoch mehr Wert erfahren. Wenn du satt bist brauchst du ja nichts mehr.
Ein wenig Hungergefühl kann dich antreiben nach dem tieferen „Mehr“ zu suchen.
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