Translate

Montag, 8. August 2016

Von innen nach außen oder von außen nach innen?



Urlaubsimpressionen 11

Ich stehe in meinem Ferienhaus in der Küche und schaue durch die Lamellen der Jalousien nach draußen in den Garten. An dieser Stelle befindet sich ein kleines Loch, der mir den Ausblick ermöglicht. Gehe ich näher ran, dann wird es weiter und ich kann den ganzen Garten sehen. Trete ich einen Schritt zurück nehme ich nur noch einen kleinen Ausschnitt wahr.
Im Leben finde ich da eine Parallele. Ich suche mir oft einen Ort, wo ich mir einen Überblick verschaffen kann.Von wo aus kann ich alles besser sehen? Wo habe ich das Gesamte im Blick? So laufe ich in einem mir unbekannten Supermarkt nicht einfach blind herum, sondern ich schaue zuerst, wie der so organisiert ist. Welchen Weg ich dann am sinnvollsten ablaufe.
Zugleich kommt mir in den Sinn, dass es im Leben da manchmal Jalousien gibt, die ich gar nicht mehr bemerke. Ich bin zufrieden mit dem kleinen Ausschnitt und komme nicht auf die Idee, mal die Vorhänge beiseite zu schieben. Wie viele Dinge nehmen wir einfach so selbstverständlich hin. Ein einfacher Handgriff und schon gibt es eine Verbesserung. Ein kleiner anderer Gedanke, schon gibt es eine neue Wirklichkeit.
Ich stehe jetzt draußen vor dem gleichen Fenster und schaue hinein in die Küche meines Ferienhauses. Ich muss ganz nah dran gehen um etwas sehen zu können. Das Loch in der Jalousie gewährt mir nur einen kleinen Einblick. Wenn ich einen Schritt zurückgehe, sehe ich nichst mehr von dem, was da drinnen los ist.
Manchmal muss ich im Leben auch ganz nah dran gehen. Genau hinschauen. Mich um die Details kümmern. Sonst bekomme ich das Problem nicht mit.
Und dann fällt mir noch ein, dass es auch sonst ganz gut ist, gedanklich mal aus sich auszusteigen und sich selbst von außen wahrzunehmen. Dann lässt sich manche Frage leichter klären - mit Hilfe der Außenperspektive. Wenn ich mitten drin bin, bin ich zu stark betroffen. Sehe ich viele Dinge gleichzeitig und kann nicht gut gewichten. Habe viele Abers im Kopf.
Ich kann auch abwechseln. Ich gehe in die Küche und schaue von innen nach außen und ich gehe nach draußen und schaue von außen nach innen. Ich wiederhole diesen Prozess und merke einen Unterschied. Innen oder außen nehme ich die gleiche Wirklichkeit wahr, aber jeweils anders.
Wenn du verheiratet bist, dann steig doch mal für einen Tag aus. Betrachte deine Ehe von außen, als seist das gar nicht du, der da verheiratet ist. Tu mal so, als seist du Single. Du wirst feststellen, dass du sowieso mehrere Stunden am Tag dich wie unverheiratet anfühlst. Das ist also gar nicht so neu und auch gar nicht so verkehrt. Dann kehrst du wieder zurück zu deiner "Eheidentität". Dabei nimmst du die Singlemomente mit in dir hinein und sorgst dadurch dafür, dass deine Ehewünsche und Paarvorstellungen ein wenig Entlastung erfahren.
Die Jalousien in der fremden Küche laden mich ein, die Positionen immer wieder mal zu verändern und zu schauen was dann geschieht, wenn ich das mache.
www.matthias-koenning.de









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen