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Samstag, 23. Juli 2016

Nicht gleich sondern jetzt!


Kennst du die Erfahrung vertröstet zu werden? Als Kind hast du deiner Mutter zugerufen: "Mama, komm mal!" Und deine Mutter hat geantwortet: "Ja, gleich!" Und dann? Sie war so beschäftigt und kam nicht.
"Gleich!" Diese Antwort habe ich schon so oft gehört beim Dialog zwischen Eltern und Kindern. In der Alltagswelt gibt es auch Vertröstungen. "Mal sehen!" "Später!" "Das müssen wir uns noch genauer anschauen!" "Da kann ich Ihnen im Augenblick gar nichts zu sagen!" "Es ist noch zu früh!" "Es ist leider schon zu spät!"
Du wirst hingehalten! Du drehst noch eine Schleife und hoffst auf eine baldige Antwort. Die Antwort kommt aber nicht. Du wartest! Warten ist ein schrecklicher Zustand. Denn in der Zeit des Wartens bist du emotional blockiert. Du kannst dich nicht auf andere Dinge konzentrieren. Du unterbrichst dein Leben und kommst dir vor wie im Nebel. Deine Lebenszeit verrinnt und du nimmst am Leben selbst nicht mehr teil. "Gleich!" ist ja eigentlich schon sehr bald. Gleich ist sehr nah dran an der Gegenwart, aber wie nah? Eine Minute? Eine Stunde? Zwei Stunden? Auf jeden Fall kürzer als "Später". Bei "Später" richte ich mich auf das Warten ein und kann in der Zwischenzeit etwas anderes machen. Aber bei "Gleich!" Das ist ein Moment, ein Augenblick, Zeit für ein Glas Wasser und den Gang zur Toilette. Aber dann? Dann muss "Gleich!" sich erfüllen.
Manchmal wird aus dem "Gleich!" aber auch ein "Jetzt!". "Jetzt mein Kind, bin ich für dich da! Dein Warten hat ein Ende. Es war nicht vergeblich! Jetzt schenke ich dir meine Aufmerksamkeit, mein Ohr und mein Herz!"
"Jetzt!" - Ein wirklich befreiendes Wort. Der Kranke wartet auf die befreiende Botschaft vom Heilwerden. Der sehnsuchtsvoll Liebende wartet auf die erfüllende Antwort seiner Geliebten. In das "Jetzt!" kannst du alle Anspannungen fallen lassen. Du kannst dich zurücklehnen. Du wirst etwas los, das du nicht mehr behalten musst. Du möchtest etwas sagen, teilen, loswerden, bekommen. Das "Jetzt!" erfüllt ein ganz wichtiges Bedürfnis wie Sicherheit oder Freude.
Das "Jetzt!" fordert dich geradezu heraus nicht in das Gestern, in den Tod zu gehen und auch nicht in die Warteschleife des Morgen. Jetzt darfst du leben!
www.matthias-koenning.de

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