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Montag, 30. Mai 2016

Von Leihmüttern und Leihomas


Leihen finde ich ein spannendes Thema. Heute geht es um die Leihmutter und die Leihoma.
Hinter folgendem Link findest du meine ersten Gedanken über das Verleihen. vermieten-verleihen-verschenken
Hattest du in deinem Leben auch eine Phase wo du dachtest, dass deine Eltern nicht deine Eltern sein können? Entweder Vater oder Mutter oder sogar beide? Du dachtest, dass du aus einem anderen Stall kommen musstest, weil du dich nicht verstanden fühltest oder so ganz anders warst.Vielleicht gehörst du auch zu den Menschen wie ich, die keine wirklichen Erinnerungen haben an Oma und Opa. Die letzte Oma starb, als ich drei Jahre alt war. Da fehlte einfach jemand die ganze Kindheit hindurch. Ich kenne Menschen, die hatten zwar Oma und Opa, hatten aber nichts davon. Sie waren einfach nicht nett oder kinderfreundlich.
Das Wort "Leihmutter" oder "Leihoma" wird ja heute sehr einseitig verwendet. Eine Paar sucht sich eine Leihmutter zum Austragen des Kindes oder sucht sich eine "Oma" für das Kind, wenn in der eigenen Familie jemand fehlt.
Dabei erinnere ich mich an meine eigene Kindheit. Ich hatte mir meine Leihmütter und Leihomas selber ausgesucht. Zwei Nachbarinnen gehörten dazu: Oma Linfert und Oma Niehues. Da war es immer gemütlich. Ich war immer willkommen mit einem freundlichen Lächeln und einem Nachfragen, wie es mir geht. Diese Omas hatten Zeit und mochten mich. Sie wussten, welche Süßigkeiten ich gerne aß und strichen mir wohlwollend über den Kopf. Bei ihnen durfte ich innerlich groß sein. Ich habe mir diese Omas ausgeliehen und finde es bis heute großartig, dass es davon so viele auf dieser Welt gibt. Danke an alle Omas und Opas dieser Welt, die einfach verschenken, was sie an Liebe haben.
Auch Mütter lieh ich mir immer wieder mal. Im Kindergarten, in der Grundschule, in der Realschule (bis zum 6. Schuljahr) und im Ferienlager. Als Erwachsener ging ich einmal in meinem Heimatdorf im Porzellanladen einkaufen. Die Verkäuferin begrüßte mich freudestrahlend: "Matthias, kennst du mich noch? Ich war im Kindergarten die einzige, die mit dir auf die Toilette durfte um dir den Hintern abzuputzen!" Es gab noch zahlreiche andere Kunden im Geschäft und ich wurde sehr rot! Aber ich war auch sehr berührt. Damals war meine "Kindergartenmutter" zwei Jahre älter als ich.
Ich glaube, dass wir alle neben unseren leiblichen Müttern, Vätern, Omas und Opas uns auch solche Menschen ausleihen. Gehe doch mal in deine Erinnerung zurück und spüre dem nach, welche Menschen du dir ausgeliehen hast.
Das schöne am Leihen besteht ja darin, dass du so eine Oma nicht besitzt. Du borgst sie aus, wenn du sie brauchst, und wenn die Oma selber Zeit hat und dich betreuen mag. Und wenn du genauer hinschaust wirst du feststellen, dass du auch keine echte Mutter und keinen echten Vater besitzt. Du besitzt sie nicht. Auch sie hast du dir ausgeliehen - nur für einen längeren Zeitraum. Dein Leben gehört dir und das Leben deiner Eltern gehört deinen Eltern. Manchmal ist ein inneres Ritual wichtig, wenn wir als Kinder in der Kränkung sind. "Meine Mutter war nie so fürsorglich und für mich da!" "Mein Vater hat sich nie um mich gekümmert!" Entlasse sie aus ihrer Verantwortung und gib sie sich selber zurück. Vertrau darauf, dass die Welt voller Fürsorglichkeit ist, die du für einen Moment ausleihen darfst. Viel Freude dabei!
www.matthias-koenning.de

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