Benötigst du auch jeden Tag viel Zeit für
das Finden von Lösungen? Was kaufe ich ein und wo finde ich die Produkte, die
ich benötige? Fahre ich mit dem Auto, mit dem Rad oder gehe ich zu Fuß? Wann
habe ich Lust, wann kann ich überhaupt und zu welcher Zeit ist es im Geschäft
nicht zu voll? Finde ich alles in einem Laden oder muss ich mir eine Tour
überlegen? Vielleicht fallen dir selbst noch viel mehr Fragen ein, die du vor
einem Einkauf für dich klären musst, um zu einer guten Lösung zu kommen.
Wenn es nur dieses eine Thema des
Einkaufens gäbe, wären deine Aufgaben ja gut lösbar. In der Regel jedoch
beschäftigst du pausenlos deinen Geist damit, für viele Aufgaben eine Lösung zu
finden. Was muss ich heute unbedingt noch erledigen? Mit wem muss ich etwas
besprechen? Fragen für kurz-, mittel- und langfristig. Wer hat Erwartungen an
mich und an wen habe ich Erwartungen? Erst, wenn du eine Lösung gefunden hast,
kannst du eine Frage abhaken und dein Geist hört auf, dich zu plagen. Manche
Fragen werden zum Problem, wenn du keine Lösung finden kannst. Dann kreisen
deine Gedanken pausenlos weiter. Das kann sich sogar so weit ausdehnen, dass du
dich völlig blockierst, weil du unbedingt für eine bestimmte Aufgabe eine Lösung
finden möchtest.
Wenn dir dein Leben egal wäre, dann würdest
du einfach irgendetwas irgendwie machen. Du könntest z.B. in den nächsten Laden
gehen, deine Hände ausstrecken, ein Produkt in den Korb legen und an der Kasse
bezahlen. Etwas wird schon dabei sein, dass deinen Hunger stillt.
Du könntest zusätzlich versuchen, dein
Leben insgesamt möglichst plan- und gedankenlos zu verbringen. Von außen würde
es wahrscheinlich wie Demenz wirken, aber innerlich wärest du befreit von der
ständigen Anspannung, etwas entscheiden zu müssen. Du könntest dich dafür
entscheiden, nichts mehr zu entscheiden und ließest auf dich zukommen, was immer
auch kommen würde. Du würdest einfach völlig entspannt mitschwingen. Hilfreich
wäre dabei allerdings die Fähigkeit, das Denkvermögen auszuschalten.
Stell dir doch einfach mal vor deinem
geistigen Auge ein Pendel vor. Dieses Pendel schwingt von links nach rechts.
Wenn es nach rechts außen ausschlägt, so findest du dort die völlige
Planlosigkeit. Das Chaos. Das Unentschiedene. Die Gedankenlosigkeit.
Dann betrachtest du das Pendel auf der
linken Seite wiederum ganz außen. Dort findest du immer und beständig den super
perfekten Plan für dein Leben. Du hast alles durchdacht und findest immer die
ideale Lösung. Dort gelingt dir einfach alles, weil du von A bis Z
durchstrukturiert bist. Du kannst deine Gedanken ständig in höchsten Tönen
loben, weil du mit deinen Leistungen sehr zufrieden bist. Alle werden dich
bewundern und du wirst nominiert für irgendeinen Nobelpreis.
Unser Pendel schwingt also zwischen Perfektion
und Chaos. Wenn du dich einmal selber einschätzen müsstest: Wo würde sich dein
vertrauter Bereich befinden? Bist du eher der Chaos-Typ oder der
Perfektions-Typ? Wohin schlägt dein Pendel mehr aus? Und mit welchem Anteil
bekommst du in der Regel innerlich Konflikte? Und welche Menschen im Außen
bedrohen deinen Standpunkt?
Ich möchte mit dir jetzt noch einmal einen
Ausflug machen zur linken und geordneten Seite des Pendels. Wahrscheinlich,
weil ich mich eher dorthin einsortiere.
In der Regel versuche ich immer, für jede Aufgabe und jedes Problem die
beste Lösung zu finden. Ich beobachte mich dabei, wie ich ein gutes Ergebnis
meines Nachdenkens gefunden habe. Aber dann fällt mir noch etwas ein und noch
etwas und noch etwas. Ich finde also ständig Lösungen. Warum? Ich werde
angetrieben von dem Wunsch, die beste Lösung zu finden!
Geht es dir ähnlich? Du suchst unbedingt
die beste Lösung. Nicht irgendeine. Sondern die beste! Wenn du einen Kunden
bedienst, dann möchtest du nicht nur, dass er zufrieden ist mit deiner
Leistung. Du möchtest doch, dass er das Gefühl bekommt, wirklich ein König zu
sein. Ob du dich als Krankenschwester um deine Patienten kümmerst, als
Rechtsanwalt um deine Klienten, als Berater um deine Kunden oder als Mutter und
Vater um deine Kinder. Immer geht es darum, dass du das Beste möchtest. Der
glückliche Patient macht dich selber glücklich. Je besser dein Service, desto
glücklicher dein Gegenüber und auch du.
Wenn du hingegen nur irgendeine x-beliebige
Lösung anstrebst: Was werden die anderen von dir denken? Was du von dir selbst?
Du wirst auf jeden Fall immer die beste Lösung anstreben, nicht wahr? Oder
hältst du es aus, wenn dich jemand anspricht und sagt: „Das hättest du mit
deinem Wissen aber wirklich besser machen können. Du bleibst hinter deinen
Möglichkeiten zurück.“ Vielleicht bist du ja ein völlig abgebrühter und gelassener
Typ und lehnst dich zurück nach dem Motto: „Mit diesem Thema habe ich Gott sei
Dank nichts zu tun! Kritik hat bei mir kaum eine Chance!“ Wetten, dass es irgendwo
ein Thema gibt, wo auch du nach der besten Lösung suchst! Es gibt einfach
Themen, für die wir gehen. Wo wir uns engagieren. Wo das Herz sozusagen blutet.
Für die Kinder, für den Partner, den Geliebten, für Menschen in Not...
Ich befinde mich in Gedanken immer noch auf
der linken Seite des Pendels. Ich bin auf der Suche nach der besten Lösung. Ich
bin es mir wert! Mein Gegenüber ist es mir wert! Ich möchte auch keine Kritik
einstecken, wenn es sich vermeiden lässt. Wenn es nur nicht das große „LEIDER“
gäbe.
Was meine ich damit? Die beste Lösung, die
ich mir ausgedacht habe, lässt sich „leider“ nicht immer umsetzen. Das Geschäft
führt ein bestimmtes Produkt nicht mehr. Mein Fahrrad ist platt. Mein Kunde
kommt auf einmal mit ganz anderen Wünschen. Der Patient ist trotz meiner tollen
Pflege gestorben. Ich selber bin schlecht drauf oder nur für einen Augenblick
unachtsam. Es kommt sowieso etwas dazwischen in meiner Zeitplanung. Während du
also voller Engagement am linken Ende des Pendels die beste Lösung suchst,
schleichen sich dort einfach Chaoselemente ein.
Diese „Chaoselemente“ warten nicht, bis du
mit deinem Pendel nach rechts ausschlägst. Sie üben ihre Macht heimlich aus und
behindern deine Anstrengungen. „Du wirst es nicht schaffen, die beste Lösung
umzusetzen!“ flüstern sie dir ein.
Und das macht dein Lebensgeschäft so
unglaublich anstrengend. Die beste Lösung lässt sich nur mit einem sehr hohen
Preis umsetzen. Im Untergrund wabern die chaotischen Elemente, die du nicht
berechnen kannst. Und wenn du zu den „ordentlichen“ Menschen gehörst, wirst du
diese Elemente vielleicht sogar ausblenden und unterdrücken. Es wird dir nichts
nützen. Je weniger du damit rechnest, desto mehr werden sie ihr Werk verrichten.
Irgendwo hörte ich in einer Ansprache
folgenden Satz: „Leider konnten wir die beste Lösung nicht umsetzen und müssen
nun mit der zweitbeste vorliebnehmen.“ Im Vortrag klang es wie ein Bedauern.
Schade! Wir hätten die beste Lösung verdient. Jetzt wird es nur die zweitbeste.
Beim Fußball ist Erstklassigkeit auch
besser als die Zweitklassigkeit. Der Zweite im Sport bekommt nur Silber. Lieber
wäre ihm bestimmt Gold. Vor allem, wenn der Abstand zum Sieger nur gering ist.
Der Zweitklassige will erstklassig werden und der Erstklassige zur Spitze in
der Liga von da aus in die Superliga und dort an die Superposition. Von da oben
aus gesehen ist die zweitbeste Lösung ein echter Verlust.
Aber wie gesagt: Die beste Lösung fordert
in der Regel einen hohen Preis. Bin ich bereit, immer diesen hohen Preis zu
zahlen? Ständig diese Überforderung, dieser Anspruch, diese Absolutheit!
„Wir haben die zweitbeste Lösung gefunden.“
In meinen Ohren klingt es nicht wie Mangel sondern wie Erlösung! Ich gebe mich
tatsächlich mit dem Zweitbesten zufrieden. Warum nicht? Ich kann doch diesen
Gedanken mal einfach zulassen. Ich betrachte mir einmal ganz genau diese
zweitbeste Lösung. Die ist gar nicht schlecht! Da tauchen auf einmal Überraschungen
auf. So könnte mir die zweitbeste Lösung bei der Suche nach dem richtigen
Geschäft die Nähe zum Altglascontainer bescheren.
So weit hatte ich bisher gar nicht gedacht.
Die zweitbeste Lösung für den Kunden lässt einen finanziellen Spielraum für
andere Wünsche. Ich verkaufe nicht das beste Gerät aber ein anderes noch hinterher.
Wenn ich mich im „zweitbesten Lösungsraum“
bewege verschwindet die Obergrenze. Das „Müssen“. Der Absolutheitsanspruch! Es
tritt ein wenig Gelassenheit ein. Ich kann mich entspannen. Ich entdecke, dass
sich in diesem Lösungsraum auch noch Möglichkeiten zeigen, an die ich bisher
gar nicht dachte. Wenn das Pendel also ein wenig zur Seite ausschwingen darf,
kann ich die „Chaoselemente“ für mich nutzen. Chaos bedeutet ja nicht einfach
nur ein schreckliches Durcheinander, sondern zugleich das Meer der tausend
Möglichkeiten. Die zweitbeste Lösung heißt: Ich entscheide mich für eine
insgesamt gute Lösung und habe noch zusätzliche Optionen!
Es wäre also hilfreich, sich von dem
Streben nach der besten Lösung zu verabschieden. Wenn sie eintritt, auch gut.
Das muss aber nicht sein. Ich könnte von vornherein die zweitbeste Lösung
anstreben. Was würde das verändern, wenn ich das täte? Ich persönlich würde mit
dem Suchen nach Lösungen eher aufhören. Wenn ich drei Ideen hätte, würde ich
einfach Schluss machen. Genug Lösungen gefunden! Die zweitbeste wird auch dabei
sein und das genügt mir.
Wo ich mich schon von der besten Lösung
verabschiedet habe könnte ich doch jetzt auch mal zur dritt- oder viertbesten
Lösung hinschauen. Was würde ich in diesen „Lösungsräumen“ finden? Eine Idee
dazu kommt mir, dass die „Euroshops“ nach diesem Prinzip funktionieren. Ich
finde dort etwas, das mir im Augenblick weiterhilft. Ein Markenprodukt wäre
toll! Aber jetzt gerade würde das Preiswertprodukt für mich ausreichen.
Wenn ich jedoch das Prinzip der besten Lösung
verlasse, öffne ich einen Weg mit einem neuen Glaubenssatz, den ich vielleicht
gar nicht betreten möchte. Ich müsste mich verabschieden von meinen hohen
Zielen. Ich müsste vor allem meinen Absolutheitsanspruch verlassen. Da höre ich
schon: „Wehret den Anfängen!“ - „Wer A sagt muss auch B sagen!“ „Ich möchte mir
treu bleiben!“
Da kann ich dich nur daran erinnern, dass
wir uns immer noch im Pendel des Lebens befinden. Der Anspruch nach der besten
Lösung hat seine Berechtigung. Die Einflüsse und Einwirkungen des Chaos auf der
anderen Seite aber auch. Du magst es nicht mögen. Aber es ist Realität. Das
Chaos auf der anderen Seite des Pendels sagt dir: „Ich bin da! Ich gehe nicht!
Du kannst nur mit mir arbeiten oder gegen mich. Aber mich nicht verdrängen! Was
willst du tun?“
Welche spirituelle Haltung steckt hinter
der Idee von einer zweitbesten Lösung? Ich muss mich nicht fixieren auf nur
eine einzige umsetzbare Möglichkeit. Im Universum existieren Tausende von
Möglichkeiten mit wiederum Tausenden von Auswirkungen und Folgen. Die Schöpfung
ist vielfältig. Wenn das Samenkorn an dieser Stelle nicht aus dem Boden
kriechen kann, dann aus einer anderen. Das Pflänzchen bleibt nicht vor der
Betondecke stecken sondern sucht die zweitbeste Lösung. Es kriecht und kriecht,
bis die Erde wärmer wird und die Sonne lockt. Es findet den Spalt, wo es
hindurchkriechen kann. Das Lebensmotto dazu heißt: „Wenn nicht das, dann das
andere. Und wenn nicht das andere, dann vielleicht wieder etwas anderes.“ Das
Chaos zeigt sich als das Feld aller Möglichkeiten. Die „beste“ Lösung zeigt
sich am Ende lediglich als eine der unendlich vielen Umsetzungen aus dem Feld
aller Möglichkeiten.
Wenn du dein Einverständnis gibst zu diesen
Prozessen musst du nicht mehr deine „beste“ Lösung finden. Du schwimmst ja
schließlich im Meer der Unendlichkeit. Öffne mal jetzt im Frühling deine Augen
in der Natur. Was meinst du, wie oft es eine Entscheidung gibt für die zweitbeste
Lösung?
Zu welcher spirituellen Gruppe gehörst du?
Bist du christlich, muslimisch, atheistisch, freikirchlich, oder…? Welche
bietet die beste „Gottes“-Losung? Und welche die zweitbeste? Macht es einen
Sinn, so zu fragen? Wenn du an der besten Lösung klebst gibt es nur diese eine!
Doch jenseits davon erkennst du das große Mehr der vielen Möglichkeiten. Dort beginnt
die Freiheit!
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