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Donnerstag, 25. September 2014

Bist du noch Mensch oder schon Dokument?

Wir ertrinken in der Dokumentationsflut.
Im Krankenhaus wird jede Handlung dokumentiert. Es scheint so zu sein, dass das Dokumentieren von größerer Wichtigkeit ist, als die Behandlung der Patienten. Der Patient wird vielleicht nicht geheilt entlassen, aber alles ist perfekt dokumentiert.
Die mobile Altenpflegerin fährt von Haus zu Haus um die Alten zu versorgen. Auch sie dokumentiert und schreibt alles auf, was sie macht.
Als Selbständiger sammelst du die Quittungen und Rechnungen und stellst deine Papier fein säuberlich zusammen. Du dokumentierst auch deine Tätigkeiten damit das Finanzamt die Steuern berechnen kann. Die Dokumentation ist von großer Bedeutung. Immer ist Genauigkeit gefragt.
In der Kirche waren die Pfarrer einmal Seelsorger. Sie dokumentieren auf ihre Art. Konferenzen, Fusionsgespräche, Sitzungen und Absprachen verhindern die Ausübung der ursprünglichen Tätigkeit.
Lehrer dokumentieren den "Fortschritt" ihrer Schüler. Auch sie konferieren häufig um die ständig neuen Schulgesetze gesetzeskoform umzusetzen.
Alle dokumentieren und entfernen sich mehr und mehr von ihren ursprünglichen Aufgaben.
Der Arzt heilt nicht mehr, der Lehrer unterrichtet nicht mehr, die Krankenschwester pflegt nicht mehr, der Pfarrer seelsorgt nicht mehr. Ist die Tendenz nicht beängstigend?
Ich kenne genug Menschen, die unter der Last der Dokumente stöhnen. Eigentlich lieben sie ihren Beruf und empfinden ihre Tätigkeit häufig sogar als Berufung. Aber sie haben immer weniger Zeit für ihre Leidenschaft. Das System fordert die Dokumentation. Wir alle sind Teile eines Systems und glauben, wir müssten deren Gesetzen und Regeln folgen. Und hinter dem System stecken auch wieder Menschen, die diese Papiere erwarten. Doch wo ist die Grenze? Ab wann erstickt der Mensch in der Dokumentationsflut? Immerhin sprechen wir tatsächlich von Flut. Manchmal hilft nur radikales aufräumen. Wir entwickeln uns zu Dokomentationsmessies. Was tun?
Du kannst dich von den Wellen erschlagen lassen, darüber stöhnen oder darin untergehen. Du kannst aber auch darauf surfen. Du bist der Herr der Dokumente und nicht umgekehrt. Du entscheidest in deiner Freiheit, was du tun möchtest. Sei wach, aufmerksam und reduziere!

www.matthias-koenning.de

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