Angelus Silesius schrieb folgenden Vers im „cherubinischen
Wandersmann“
„Mensch, wird das Paradies in dir nicht erstlich sein,
So glaube mir gewiss, du kommest nimmer drein.“
Als kleines Kind wurde mir erzählt, dass du mit dem Einzug
ins Paradies belohnt wirst, wenn du schön artig bist. Dabei ist es egal, ob es
sich um den Himmel oder eben das Paradies handelt. Du wirst belohnt, weil du
dich richtig verhalten hast.
Vor allem setzt es den Gedanken voraus, dass das Paradies
woanders ist, auf keinen Fall bei oder in dir. Es ist ein fremder Ort, den die
Menschen früher einmal verloren hatten und der vielleicht irgendwann einmal
wieder auf dich wartet.
Jetzt spricht unser Dichter aber davon, dass das Paradies
erstlich in uns sein muss. In mir gibt es also zunächst, zuerst, „erstlich“ ein
Bild und eine Vorstellung von diesem Zustand. Ich bin der Schöpfer eines
Paradiesesgedanken. Wenn ich mir dagegen die Hölle ausmale und denke, dann lebe
ich zugleich schon darin. Die Seele macht keinen Unterschied zwischen dem
äußerlich Erlebten und innerlich Gefühlten.
Wenn ich mich in meinen Gedanken und im Bewusstsein mit dem
Paradies verbinde, dann mach ich mich „paradiesfähig“. Wenn ich liebe werde ich liebesfähig. Wenn
ich Rad fahre werde ich verkehrsfähig.
Letztlich geht es darum, den Unterschied von irdischer Existenz hier und
himmlischer Zustand im Jenseits aufzuheben. Zwischen Hier und da gibt es eine
Verbindung, eine Verknüpfung. Auf dem Weg der inneren Stille kannst du diese
Verbindung verstärken und in deinem Bewusstsein verankern. Lass also das
Paradies „erstlich“ in dir wirken.
www.matthias-koenning.de
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