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Donnerstag, 24. Juli 2014

Das Paradies in dir



Angelus Silesius schrieb folgenden Vers im „cherubinischen Wandersmann“

„Mensch, wird das Paradies in dir nicht erstlich sein,
So glaube mir gewiss, du kommest nimmer drein.“

Als kleines Kind wurde mir erzählt, dass du mit dem Einzug ins Paradies belohnt wirst, wenn du schön artig bist. Dabei ist es egal, ob es sich um den Himmel oder eben das Paradies handelt. Du wirst belohnt, weil du dich richtig verhalten hast.
Vor allem setzt es den Gedanken voraus, dass das Paradies woanders ist, auf keinen Fall bei oder in dir. Es ist ein fremder Ort, den die Menschen früher einmal verloren hatten und der vielleicht irgendwann einmal wieder auf dich wartet.
Jetzt spricht unser Dichter aber davon, dass das Paradies erstlich in uns sein muss. In mir gibt es also zunächst, zuerst, „erstlich“ ein Bild und eine Vorstellung von diesem Zustand. Ich bin der Schöpfer eines Paradiesesgedanken. Wenn ich mir dagegen die Hölle ausmale und denke, dann lebe ich zugleich schon darin. Die Seele macht keinen Unterschied zwischen dem äußerlich Erlebten und innerlich Gefühlten.
Wenn ich mich in meinen Gedanken und im Bewusstsein mit dem Paradies verbinde, dann mach ich mich „paradiesfähig“.  Wenn ich liebe werde ich liebesfähig. Wenn ich Rad fahre werde ich  verkehrsfähig. Letztlich geht es darum, den Unterschied von irdischer Existenz hier und himmlischer Zustand im Jenseits aufzuheben. Zwischen Hier und da gibt es eine Verbindung, eine Verknüpfung. Auf dem Weg der inneren Stille kannst du diese Verbindung verstärken und in deinem Bewusstsein verankern. Lass also das Paradies „erstlich“ in dir wirken.
www.matthias-koenning.de 

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