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Dienstag, 3. Juni 2014

Der blinde Fleck

Auf meinem Weg zum Supermarkt gibt es einen Taxistand am Bahnhof mit einer kleine Ausfahrt. Seit einem Jahr fahre ich mit meinem Rad an dieser Stelle vorbei und habe bislang nie die Ampel dieser Ausfahrt bemerkt. Ich habe sogar schon einmal einem Taxifahrer die Vorfahrt dadurch genommen. Ich fuhr bei rot über die Ampel und habe es nicht gemerkt. Ich wunderte mich nur über den Ärger des Taxifahrers und war der festen Meinung, er käme aus einer Ausfahrt und ich hatte Vorfahrt.
Erst jetzt habe ich diese Ampel gesehen. Sie passte nicht in mein Wirklichkeitskonzept. Die Ampel gehörte da einfach nicht hin. Darum habe ich sie übersehen. Jetzt ist dieser blinde Fleck in mein Bewusstsein getreten. Von nun an werde ich diese Ampel immer im Blick haben. Sie wird zu einer besonderen Ampel werden - meine heilige Ampel! Halt Stopp! Hier ist Vorsicht geboten!
Eine leuchtende Ampel wird für mich so zum Symbol für blinde Flecken im Leben. Jetzt frage ich mich ernsthaft, wo gibt es noch die blinden Flecken. Sie sind blind, weil ich sie nicht in meinem Bewusstsein habe. Eine rote Ampel zu überfahren ist allein schon peinlich genug!
Was würden die Menschen, die mit mir zusammenleben über mich sagen? Welche blinden Flecken sehen sie wohl bei mir? Wären mir diese peinlich? Würde ich mich dafür schämen? Eines lässt sich auf jeden Fall nicht leugnen: Ich habe mehr als nur einen blinden Fleck! Ich wünsche mir, dass andere da behutsam und nachsichtig mit mir umgehen. Und umgekehrt gilt das Gleiche. Wenn ich mich über meine Mitmenschen ärgere - vielleicht sind sie auch nur befallen von ihrem blinden Fleck?!
Wenn du ein Bewusstsein davon entwickelst, dass du auf jeden Fall wenigstens einen blinden Fleck hast, kannst du ja mal deine Aufmerksamkeit dahin lenken. "Liebes Inneres, lass mich meiner blinden Flecken bewusst werden zum meinem Wohl und zum Wohl des Ganzen!"

www.matthias-koenning.de

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