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Donnerstag, 8. Juni 2023

Wenn Furcht das Herz befällt, spricht die Zunge nur das, was das Auge der Furcht sieht. (Ibnol Katib)

Eine Weisheit der Sufis! Teilst du diese Erfahrung? Du gehst im Alltag deinen Weg. Du erledigst deine Aufgaben. Du sprichst mit Menschen. Du verfolgst deinen Tagesplan. Plötzlich geschieht etwas. Es geschieht etwas, dass dich in ein Erschrecken versetzt. Das kann eine Kleinigkeit sein wie ein Porzellanteller auf dem Boden oder eine Person, die plötzlich dich von hinten her anspricht. Es kann auch etwas Großes sein wie ein Anruf, dass es einen Verkehrsunfall gab oder dein Arbeitsplatz in Gefahr ist.
In einer solchen Situation befällt "Furcht das Herz". Du wirst quasi überfallen. Du kannst für einen
Augenblick oder auch länger dein Leben nicht mehr steuern. Du fühlst dich ohnmächtig und alle kontrollierenden und selbstbestimmenden Kräfte stehen dir nicht zur Verfügung. Du hast nicht die Angst, sondern die Angst hat dich fest im Griff.
In dem Augenblick kann die Zunge nur das aussprechen, was gerade im Inneren abläuft. Du hast die Brille der Furcht aufgesetzt und kannst nicht mehr klar denken. Du denkst in Kategorien der Angst.
In manchen "angsterfüllten" Gesprächssituationen ist es darum wichtig, erst einmal Ruhe hineinzubringen. Erst einmal durchatmen! Erst einmal hinsetzen! Die Klarheit der Gedanken muss erst wiedergewonnen werden. Das braucht seine Zeit. Das geht nicht sofort.
Stell dir vor, dass ein Arbeitgeber seinen Angestellten ruft und ihm mitteilt, dass der in Kürze seine Stelle verliert. Jetzt müsse man unbedingt reden über alle Regularien. In dem Augenblick wird der Angestellte gar nicht in der Lage sein, da einen klaren Gedanken zu fassen. Er wird einfach Zeit brauchen, bis seine Zunge und sein Verstand wieder funktionsfähig sind.
Ich denke, dass es wichtig ist, in einer solchen Situation behutsam zu sein und sich Zeit zu lassen für alle weiteren Schritte.
www.matthias-koenning.de

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