Wie gehst du mit Kummer und mit dunklen
Gedanken um? Wo wohnen sie in deinem Körper? Spüre dem einmal nach. Vielleicht
sitzt der Kummer im Herzen und die dunklen Gedanken im Kopf? Vielleicht sitzen
sie da und strahlen auf deinen ganzen Körper aus. Du spürst die Schwere in den
Gliedern. Du entwickelst einen Tunnelblick. Du nimmst nicht mehr wahr, was um
dich herum geschieht.
Kummer und dunkle Gedanken sind
wirklich schwer zu ertragen. Die dunklen Gedanken kommen oft als ein Grübeln
daher. Hier eine Schleife, daraus eine neue Schleife... Du gehst von Schleife
zu Schleife und... dann fängst du wieder von vorne an. Die dunklen Gedanken
lieben die Worte: Hätte, Sollte, Müsste. Der Kummer liebt den tiefen Seufzer
und die Ohs und Ahs.
Die bedrückende Nachricht heißt: Kummer
und dunkle Gedanken gehören zum Menschsein dazu. Sei dankbar, wenn du davon
nicht zu viel hast. Aber sie sind und bleiben ein Teil von dir.
Der irische Vers leugnet das auch
nicht. Er schenkt dir jedoch eine Ergänzung. Wenn du schon Kummer hast, dann
möge das Blau des Himmels ihn überstrahlen. Im Lichte des blauen Himmels
bekommt der dunkle Kummer eine andere Färbung. Und wenn deine Sorgen dich
gefangen halten richte deine Augen auf das Grün der Wiesen.
Dieser Aspekt ist interessant! Der
irische Segen schlägt uns eine Art Farbtherapie vor. Im Grün des Lebens und im
Blau der Beruhigung findet dein Kummer Trost. Am Tag mag das noch gehen. Der
größte Verbündete von kummervollen Gedanken ist jedoch die Nacht. Ich kenne so
viele Menschen, die sich tagsüber gut ablenken können, aber beim Einschlafen
fangen die Gedanken an zu kreisen. „Die Sanftheit der kommenden Nacht mache
alle dunklen Gedanken unsichtbar.“
Auf dem ersten Blick erscheint dir die
Nacht wie ein Feind. Er verstärkt die dunklen Bilder und angsteinflößenden
Gedanken. Mir gefällt es, das Bild der Nacht zu verändern. Die Nacht kann sehr sanft
sein. Als Kind bist du unter die dunkle Decke gekrochen und hast dich versteckt
wie in eine Höhle. Ich lege mich also schlafen und entwickle das Bild einer
bergenden Höhle. Wenn dann die Gedanken kommen sage ich ihnen: „Ich kann euch
nicht sehen, es ist ja dunkel! Erst morgen im Licht des neuen Tages kann ich
mich wieder mit euch beschäftigen. Macht es wie ich und legt euch schlafen.
Gute Nacht!“
Erinnerst du dich an die schöne
Familienserie von den „Waltons“? Zum
Schluss einer jeden Episode gab es
einen kurzen Dialog quer durch alle Schlafzimmer. Das war ein sehr hilfreiches
Ritual den Tag abzuschließen. Jeder sagt seinen letzten Gedanken und
vergewissert sich, dass alle Familienmitglieder da sind. Dann lassen alle ihre
Gedanken los und Stille kehrt ein. Wünsche also deinem Kummer eine gute Nacht
und versprich ihm, dass du dich am nächsten Tag wieder darum kümmerst.
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