Manchmal wirkt etwas sehr fest und stabil. So eine Tür auch. Wenn sie fest geschlossen ist und sich in den Rahmen einfügt und auch gut in den Angeln hängt. Prima! Kann nichts passieren. Ich kann sie auch mal zuknallen und es macht ihr nicht viel aus.
Wenn aber die Tür äußerlich stabil, aber emotional instabil wäre. Dürfte ich dann feste drücken? Wäre das nicht gefährlich? Bekäme die Tür dann einen Schock? Ein Trauma? Wahrscheinlich nicht. Eine Tür muss ich feste drücken, wenn ich sie öffnen möchte. Die Tür braucht das. Sonst bewegt sie sich nicht. Eine Tür besitzt ja auch keine Emotionen.
Aber wir Menschen. Wir sind emotional oft instabil. Unsere Herzenstür ist da manchmal vor lauter Angst verschlossen. So verschlossen, dass uns sogar ein leichtes Pochen erschreckt. Und dann soll da auch noch jemand feste drücken? Wo ich doch so voller Angst bin? Gerade weil wir Menschen so sensitiv sind wünschen wir uns fürsorgliche Besucher an unserer Lebenstür.
Manchmal jedoch vergessen wir Menschen, dass wir nicht nur ein Haufen von instabilen Emotionen sind. Sondern wir sind auch Türen. Fest. Stabil. Klar. Erfahren! Wer erinnert uns daran, dass wir bei allen Einschränkungen auch diese Qualitäten besitzen. So kann es sein, dass ein Besucher kommt und mich als stabile Tür betrachtet. Er drückt feste zu. So, wie er es immer macht! Jetzt könnten wir sagen: "Was für ein grober Klotz! Wie wenig einfühlsam!" Wir könnten aber auch sagen: "Wenigstens einer, der mich wie einen normalen Menschen betrachtet. Der mir noch etwas zutraut." Und vieleicht hilft das auch, diese Stabilität wieder zu spüren.
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