"Mama, darf ich noch ein Eis?" - "Nein Kind, gleich gibt es Abendessen!"
"Mama, darf ich Fernsehen schauen?" - "Nein Kind, du hast heute schon deine halbe Stunde gehabt!"
"Darf ich heute früher gehen, meine Frau ist krank." - "Muss das wirklich sein?"
"Darf ich heute aus dem Krankenhaus entlassen werden?" - "Ich weiß nicht, wenn dann auf eigene Verantwortung!"
Schon
als Kinder haben wir gelernt zu fragen. Wir bitten um Erlaubnis. Dann
dürfen wir oder wir dürfen nicht. Die Eltern haben die Macht. Die Kinder
beugen sich der Macht. Denn die Eltern haben es ja zu sagen. Sie
bestimmen. Dann spielen Kinder miteinander und ein Kind macht einen
Vorschlag. Ein anderes Kind sagt: "Immer willst du der Bestimmer sein!"
Kinder lernen schon früh, wie die Dinge laufen. In der Regel sind
Erwachsene die Bestimmer. Sie bestimmen über das Leben der Kinder. Du
darfst oder du darfst nicht. Wenn ein Kind Glück hat bekommt es immerhin
mal eine vernünftige Erklärung warum es darf oder nicht. Aber es muss
auf das gültige "JA" der Eltern warten. Wir werden älter und fragen noch
immer ob wir dürfen oder nicht. Vor einiger Zeit hielt ich ein
Tagesseminar und eine Teilnehmerin fragte mich, ob sie auf die Toilette
dürfte. Was hätte ich sagen sollen? "Ja klar, wenn Sie müssen!" "Nein,
warten Sie doch noch eine halbe Stunde, dann machen wir sowieso Pause!"
Ich habe ihr gesagt: "Wenn ich Sie wäre, täte ich das einfach selbst
entscheiden."
"Dürfen" und "nicht dürfen". Natürlich ist es
wichtig, dass Kinder noch nicht die volle Verantwortung für ihr Leben
übernehmen können, weil sie nicht alle Folgen überblicken. Sie brauchen
die Begleitung des Erwachsenen. Das "Dürfen" gibt die Möglichkeit für
Eltern im positiven Sinne für die Sicherheit und das Wohlbefinden des
Kindes zu sorgen.
Doch nach und nach können wir aufhören mit der
Frage: "Darf ich?" Die Bibel erzählt viele Geschichten von Menschen, die
etwas nicht oder nicht mehr durften. Sie durften nicht mehr ins Dorf
wenn sie aussätzig waren. Sie durften nicht in den Tempel. Sie durften
bestimmte Dinge nicht essen. Dazu kommt dann die große Unsicherheit!
Darf ich vielleicht doch? Oder manchmal? Oder unter bestimmten
Voraussetzungen?
Darf ich wieder heiraten obwohl ich geschieden
bin? Darf ich zur Kommunion gehen auch wenn ich aus der Kirche
ausgetreten bin? Manchmal bis oft kommt die Antwort wie bei einem Kind:
"Du darfst!" oder "Du darfst nicht!" Solange ich um Erlaubnis bitten
muss denke und handle ich wie ein Kind. Ich übernehme keine
Verantwortung sondern schiebe sie dem Erwachsenen zu.
Das neue "Du darfst" muss sich darum unterscheiden von den Kind-
Erwachsenenspielen. Das erwachsene "Du darfst" ist ein "göttliches du
darfst". Das möchte ich so übersetzen:
Du musst nicht mehr fragen!
Grundsätzlich darfst du! Du bekommst eine endgültige
Erwachsenenerlaubnis! Du darfst das Spiel befehlen-gehorchen verlassen!
Du bist aufgenommen in die Gemeinschaft all derer, die Lebenserlaubnis
wie selbstverständlich in sich tragen. Es ist ein Wort mit einem
Folgesatz: "Du darfst! Geh in die Selbstermächtigung!"
Und dann geschieht es wie von selbst. Du machst etwas und hinterher fällt dir ein, dass deine Eltern ganz empört gewesen wären. Und du? Du freust dich einfach darüber, dass deine Eltern wirklich die Macht über dich verloren haben. Du hast die elterlichen Stimmen in dir einfach hinter dir gelassen.
www.matthias-koenning.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen