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Samstag, 6. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 6: Wenn du die Straße bei rot überquerst

Bekommst du schon Schnappatmung bei dieser Vorstellung?  Du fährst mit deinem Wagen bei rot über die Ampel! Du schaust natürlich ob es sicher ist. Aber du fährst, wenn kein Auto kommt. Ordnungswidrigkeit! Punkte! Strafe! Polizei! Mutwillig! Gesetzesübertretung! Verkehrsgefährder!
Verboten! Wenn das jeder machen würde!
In meiner Kindheit gab es im ganzen Dorf keine einzige Ampel. Es galt rechts vor links in jeder Straße. Nirgends rot! Diese Zeit gab es einmal! Es kam auf meine Achtsamkeit an. Ich musste schauen und konnte selbst bestimmen mit Rücksichtnahme auf den gesamten Verkehr. Es hat mich sehr entspannt.
Heute begegnet mir immer mehr rot! Immer mehr verboten! Immer mehr Beobachtung! Kontrolle mit dem Hinweis auf Sicherheit! Das lehne ich auch gar nicht ab. Trotzdem stelle ich mir vor, dass ich bei rot über die Straße fahre. Jetzt, in diesem Augenblick! Dabei kommt mir ins Bewusstsein, wo es im Leben überall Sperrzonen gibt. Sperrzonen, die Schutz und Sicherheit versprechen. Zonen, zu denen ich aus guten Gründen keinen Zutritt habe.
Aber manche "Rotzonen" existieren, obwohl wir sie nicht mehr brauchen. In einer Geschichte wird erzählt, wie Elefanten zum Gehorsam erzogen werden. Wenn sie klein sind, bindet man ein Seil an einem Stock, den man in die Erde steckt. Dann weiß der Elefant, dass er nicht fortlaufen kann. Der Elefant lernt. Er wird größer und weiß, dass da ein Seil und ein Stock ist. Der Stock bleibt der gleiche kleine Stock. Der Elefant wird erwachsen und denkt, dass er nicht fortlaufen kann. Der Stock hindert ihn. Er weiß nicht, dass er nur den Fuß anheben muss und die Freiheit ist ganz leicht und nah.
Die rote Ampel vermittelt ein Gefühl. Du bist im roten und verbotenen Leben. Alles ist geregelt. Es geht mir darum, diese Schranke im Kopf zu überwinden. Ich habe die Freiheit, mich noch einmal dazu zu verhalten. Rot existiert, da gibt es ein Gesetz oder eine soziale Vereinbarung. Da gibt es aber auch die Freiheit in mir. Und manchmal muss ich dem Bewusstsein der Freiheit in mir Raum geben, dass ich mich entscheiden kann. Sich entscheiden können und dürfen ist ein Privileg der Freiheit und des erwachsenen Lebens.
www.matthias-koenning.de



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