Hast du das auch einmal gedacht: Ich bin ein Findelkind? Ich bin gar
nicht der Sohn oder die Tochter meiner Eltern! Ich bin so anders als
die! Ich bin bestimmt adoptiert. Das kann gar nicht anders sein. Solche
Gedanken tauchen vor allem dann auf, wenn du dich so unverstanden
fühlst. Du hast einen Wunsch oder ein Bedürfnis. Du möchtest länger
aufbleiben, später nach Hause kommen, ein zusätzliches Eis oder
irgendeinen anderen Wunsch. Deine Eltern wehren deine Wünsche
unfreundlich ab: "Das geht so nicht!" "Was stellst du dir vor?" "Wer
soll das alles bezahlen!" "Werde erst einmal groß!" Sie sagen lauter
Dinge, die du als Kind überhaupt nicht verstehst.
Vielleicht
lachen deine Eltern dich sogar aus. "Du bist doch schon groß!" "Du bist
noch so klein!" Und wieder verstehst du nicht, was deine Eltern damit
meinen. Du fühlst nur die Ablehnung und es kommen Ärger, Wut und Trauer
hoch. Du möchtest weinen aber es lohnt sich nicht, weil es keine
Schulter gibt an der du dich ausweinen kannst. Was machst du? Du
kriechst unter deine Bettdecke und weinst still deine einsamen Tränen.
Die Folgen? Du denkst, du seist ein Findelkind.
Echte Eltern
würden nicht solche Sachen sagen und so schreckliche Dinge von dir
erwarten. Das machen Fremde. Echte Eltern lieben dich ohne wenn und
aber! In dir wächst die Überzeugung: Deine echten Eltern sind ganz
andere Menschen. Du flüchtest dich in einen Traum von ganz lieben
Eltern, die ganz viel Verständnis für dich haben. Das ist dann dein
Trost!
Aber du wachst auf und das Leben geht weiter. Du siehst
deine Eltern und sie sind wieder gut zu dir. Die Geschichte von gestern
ist vergessen. Vergessen? Mitnichten! Bei deinen Eltern bestimmt! Aber
bei dir nicht. Diese Erfahrung von Zurückweisung und Ablehnung brennt
sich in deine Seele ein. Und du fasst einen Entschluss: "Wenn ich einmal
erwachsen bin, dann werde ich meine Kinder lieben so wie sie sind." Oh
je! Aus Erfahrung weiß ich, dass das auch nicht gut geht. Was kann da
entlasten?
Giovanni Papini meint, dass wir Menschen keine
Findelkinder sind, sondern einen Vater haben, der sich Gott nennt. Wir
könnten genausogut oder besser auch Mutter sagen. Es existiert also eine
"göttliche Elternschaft". Und das ist gut so!
Deine leiblichen
Eltern werden dadurch entlastet. Sie können und wollen nicht alles für
dich sein. Sie sind Menschen mit Fehlern und Schwächen. Und sie können
sehr mittelmäßige Eltern sein. Zum Glück gibt es so etwas wie eine
göttliche Rückversicherung. Deine Quelle und dein Ursprung liegt in
Gott. Und das ist etwas völlig Heiles und Ganzes. Wenn du dich an diesen
Ursprung zurückerinnerst kannst du deine leiblichen Eltern loslassen
und deinen eigenen Weg gehen.
Der Impuls für den Tag: Erinnerst du
dich an solche "Findelkinderphasen" in deinem Leben? Wie sind sie noch
in dir wirksam und was hast du schon überwunden und verarbeitet?
www.matthias-koenning.de
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