Unsere
Aufmerksamkeit im Leben richtet sich leider allzu oft auf die Aspekte,
die im Vordergrund stehen und sich im Licht der Öffentlichkeit befinden.
Wir kennen die Stars und Promis.
Eine Sendung lebt von der
Ausstrahlung und Fähigkeit des Moderators. Aber wer sorgt dafür, dass er
im strahlenden Glanz erscheint? Die Maskenbildner, der Redenschreiber,
der Regisseur, der Kameramann, das Publikum, die Bühne, der Modeberater,
die ganze Modebranche. Immer arbeiten zahlreiche unsichtbare Menschen
im Hintergrund.
Denkt jemand an die katholische Kirche sind alle
Augen auf den Papst in Rom gerichtet. Er steht symbolisch für das Ganze.
In seinem weißen Gewand sorgt er für den Glanz und die Wirkung in der
Öffentlichkeit. Doch wie viele Menschen arbeiten im Verborgenen, im
Hintergrund? Beamte, Putzfrauen, Wäscherei und ganze Heerscharen von
Bediensteten im Hintergrund sorgen für einen reibungslosen Ablauf der
öffentlichen Inszenierungen. Ohne sie würde nichts laufen. Wenn niemand
die Schriften des Papstes veröffentlichte, wenn sich niemand um ihn
kümmerte, wäre er völlig unbedeutend. Wir würden nicht einmal wissen ob
er noch lebt oder schon tot ist. Die Stars leben von den Fans und Fan
wird man erst durch die Anerkennung eines Stars.
Für die im
Verborgenen interessiert sich niemand. Aber die machen oft die
eigentliche Arbeit. Und dort liegt auch eine versteckte Macht. Ich habe
im Laufe meines Lebens oft erfahren, dass die Sekretärin wichtiger ist
als der Chef. Gewinnst du sie gewinnst du auch den Chef.
Gehen wir
einmal noch einen Schritt weiter. Überall wo ich hinkomme sehe ich
etwas. Ich sehe die wunderbaren neuen Autos hinter der Glasscheibe des
Autohauses. Ich sehe die imposanten Fassaden von Banken und
Versicherungen. Ich sehe die auffällige Kleidung der Promis dieser Welt.
Ich sehe und sehe... Aber ehrlich gesagt beschäftigt mich immer
zugleich die Frage: Was sehe ich nicht? Was soll ich nicht sehen? Was
wird um jeden Preis versteckt, dass ich es ja nicht bemerke? Was
geschieht da im Verborgenen?
Ich habe damit begonnen, diese Frage
an die Politik, die Kirche und sonstige gesellschaftliche Gruppen zu
richten. Was wird verborgen vor meinen Augen? Bei Politikern frage ich
mich eher: Was haben sie nicht gesagt anstatt zu suchen, was sie denn
nun gesagt haben. Das Gesagte macht etwas sichtbar damit das Ungesagte
unsichtbar bleiben kann. Auch du könntest dich jetzt fragen, was ich
denn sage und was ich geschickt verbergen möchte.
Eigentlich
verbirgt sich dahinter ein uraltes Spiel. Dieses kennen wir schon von
Kindheit an. Wir haben alle gerne "verstecken" gespielt. Der Reiz liegt
darin, das Verborgene verborgen zu halten. Es bleibt mein Geheimnis. Es
will aber auch zugleich entdeckt werden, freilich erst nach einer
gewissen Zeit des spannenden Wartens. Auch als Erwachsene führen wir
diese Spiele noch fort. Nur professioneller und "verborgener". Dieses
Spiel wird nur nicht mehr "Spiel" genannt, weil wir aus dem Kindesalter
heraus sind. Verschwörungstheoretiker leben von diesem Spiel und die
Medien auch. Die Dunkelheit, das Verborgene und die vermuteten
Geheimnisse machen dieses Spiel so interessant.
Dabei möchte ich
gerne würdigen, dass im Verborgenen viel Gutes geschieht. Man denke da
an Krankenschwestern und Altenpflegern, an die Köche in den Kantinen und
die Putzfrauen in den Tausenden von verschmutzten Räumen. Selbst Jesus
empfiehlt in Bezug auf das Beten: "Zieh dich in deine Kammer zurück. Geh
in das Verborgene und stell dich nicht in die Öffentlichkeit mit deinen
Gebeten."
Solange sich das Verborgene verbirgt bleibt es für uns
Menschen interessant. Wir sind halt neugierig! So sind wir erschaffen!
Welche Räume mögen da noch auf uns warten? Im All, in unserem eigenen
Innenleben, auf dem Meeresgrund und in den tiefen Schichten der Erde?
www.matthias-koenning.de
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