Hast du schon einmal bemerkt, dass du die gleiche Tätigkeit
mal mit Energie und Kraft locker bewältigst und ein andermal nur mit großer
Mühe und Anstrengung?
Also, du stehst in der Küche und bereitest das Essen zu.
Voller Freude liest du dein Rezept. Du schaust in den Kühlschrank, ob alle
Zutaten da sind. In deiner Phantasie entsteht das Bild eines wunderbaren
Gerichtes auf einem schön gedeckten Tisch. Deine Familie oder die Gäste schauen
erwartungsvoll auf das Wunder, das du gewirkt hast. Nach den ersten Gabeln
vernimmst du ein Ah! und Oh! Mit diesem inneren Bild und dem beglückenden
Gefühl stellst du dich an den Herd und zauberst fast ohne jede Anstrengung dein
Essen.
Ein paar Tage später stehst du wieder in der Küche. Du liest
dein Rezept, du schaust in den Kühlschrank ... und du merkst: Etwas fehlt! Du
freust dich nicht. Du bekommst kein Bild vom Ergebnis. Die Familie erscheint
dir als undankbar. Die Zutaten erfüllen nicht deine Erwartungen. Du kochst und
hoffst, du bekommst alles noch irgendwie fertig. Mühselig und angestrengt
vollziehst du jeden Arbeitsschritt. Das Essen kommt auf den Tisch und du bist
nur froh, wenn du anschließend deine Ruhe hast.
Der Zuschauer deines Filmes sieht zwei fast identische
Szenen. Aber wenn der Zuschauer in dein Inneres hineinblicken könnte, würde er
einen großen Unterschied wahrnehmen. Die erste Szene wäre gefüllt von Leben und
Freude und die zweite Szene trist und grau.
Mich erinnert das an die erste Geschichte in der Bibel. Die
Menschen leben im Paradies und arbeiten in diesem Garten voller Liebe und in
Verbundenheit mit dem Schöpfer. Nach dem Essen von der verbotenen Frucht
verwandelt sich das Paradies in einen Ackerboden, der kaum zu bewältigen ist.
Die hilfreichen Engel verschwinden und sie fühlen sich ausgestoßen und verloren
in einer kalten Welt.
Manchmal sagst du vielleicht selber: „Ich bin nicht im
Vollbesitz meiner Kräfte.“ Wenn dir die Kraft fehlt, wird das Leben zu einer
Anstrengung. Wenn du in der Freude bist, wird jede Arbeit zum Spiel und du
erlebst dich wie im Flow. Wenn die Anforderungen jedoch anwachsen kann es sein,
dass du mehr und mehr den Bezug zu deiner Mitte verlierst.
Wenn dir das Kartoffelschälen keine Freude mehr bereitet und
du lustlos mit dem Löffel in der Sauce rührst, wird es Zeit, dass du eine Pause
einlegst. Tank erst mal wieder auf! Stell dich in deinen Sonnenraum! Suche
einen Wohlfühlort auf und tu erst einmal – nichts! Dein Sonnenraum kann ein
äußerer Ort sein wie die Bank vor der Tür, ein Sessel im Wohnzimmer oder ein
Platz unter einem Baum. Dein Sonnenraum
braucht jedoch zugleich eine innere Entsprechung. Im Sessel deines Wohnzimmers
schließt du die Augen und wendest dich nach innen. Du visualisierst Licht und
Wärme. Die angestrengte und überforderte Person in dir bittest du, für einen
Moment zur Seite zu treten. Du könntest sie in die Küche schicken und von
deinem Sessel aus betrachten. Von deinem Sessel aus schaust du wohlwollend auf
die Person in der Küche, die sich gerade abmüht und keine Kraft hat. Dieser
Person in der Küche schickst du Aufmerksamkeit und Anerkennung. Du selbst in
deinem Sessel weißt, dass alles sich zum Guten wenden wird, denn du bist ja
weise. Wenn du die Mitte wieder gefunden hast in deinem Sonnenraum kannst du
diesen Menschen in der Küche ja ein wenig unterstützen.
Wie oft höre ich: „Das muss ich erst noch fertig machen,
dann gönne ich mir eine Pause!“ Im Hintergrund klingt bei mir: „Ich muss mich
erst noch fertigmachen, dann kann ich eh nicht mehr!“ Arbeiten bis zum
Anschlag. Die Pause musst du dir verdienen. Dann kann ich nur sagen: Umgekehrt!
Umgekehrt! Nur mit der Pausenstimmung kommst du gut in deine Arbeit. Ohne
innere Anbindung an deinen Sonnenraum wird das Leben zum Krampf. Dann höre ich:
„Aber ich muss doch ...“ Überprüf einmal deine Glaubenssätze. Von wem stammen
diese Aussagen? Spricht da deine Mutter oder dein Vater?
In der Mitte deines Sonnenraumes bist du unangreifbar für das
schlechte Gewissen und die ständige Pflichterfüllung. Da ist Platz für dich. Da
tankst du auf. Da bist du einfach da!
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