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Mittwoch, 3. August 2016

Keine halben Sachen!

Urlaubsimpressionen 8

Das Preisschild des Tuchhändlers hat einen weiteren Hinweis für mich: "Geen halve Meeters". Da könnte ja jemand kommen und nur fünfzig Zentimeter haben wollen. Da lohnt es sich nicht einmal, die Schere für auszupacken. Er verkauft nur ganze Meter. Schon ein einziger Meter wäre in Ordnung. Aber wenigstens ein Meter. Auf keinen Fall weniger.
Das kommt mir sehr entgegen. Ich stelle mir vor, dass ich Gäste habe. Für die möchte ich kochen. Ich rechne aus, was ich dafür einkaufen muss. Meine große Sorge: Ich könnte zu knapp rechnen. Meine Gäste müssten hungrig nach Haus gehen. Ich hatte nur einen "halven Meeter". Weil ich zu geizig war! Die Vorstellung fände ich schrecklich! Lieber sogar Überfülle als genug. Genug wäre nicht einmal wirklich genug sondern eher knapp. Fülle mag ich!
Dann werde ich eingeladen zu einem Fest und sehe die vollen Tische. Eigentlich müsste mein Herz hüpfen. Fülle! Da merke ich auf einmal meine Krämerseele, die da auch verborgen ist. Muss das wirklich so viel sein? Das kann niemand aufessen! Völlig überdimensioniert.
Der Händler auf dem Tuchmarkt gibt kein Maß nach oben. Ich könnte den ganzen Stand kaufen. Er gibt nur das Maß nach unten. Keinen halben Meter. Damit steckt er nach unten die Grenzen ab. Er lädt mich ein, einmal über meine eigenen Maßstäbe nachzudenken. Was ist das Maß, das für mich stimmig ist? Wo bin ich eher maßlos oder unmäßig oder doch eher geizig? Und wie ist das bei dir?
www.matthias-koenning.de

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